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Archiv-Artikel

unterm strich

Wissenswertes gibt es heute aus Polen zu vermelden: Dort hat ein führendes Mitglied der rechtsnationalistischen Partei „Liga Polnischer Familien“ (LPR) gegen eine Ausstellung in Warschau protestiert. Er drohte mit einer Strafanzeige, sollten die Plastiken des norwegischen Künstlers Borre Larsen nicht innerhalb einer Woche aus der Ausstellung „Im norwegischen Wald“ der renommierten Galerie Zacheta entfernt werden. Die Kunstwerke verletzten religiöse Gefühle, hieß es. Eine der Figuren („Helfende Hand“) zeigt eine Madonna, die auf ihren ausgestreckten Armen Wolle aufwickelt. Eine andere mit dem Titel „Vergib mir“ zeigt einen Keramik-Jesus, der vor einer in Scherben zerbrochenen Maria steht. Die Werke sind Leihgaben des Nationalmuseums für Kunst in Oslo.

Es ist nicht das erste Mal, dass die LPR versucht, Ausstellungsskandale zu provozieren. Im vergangenen Jahr erstatteten Mitglieder der auch wegen antisemitischer Auftritte berüchtigten Partei Anzeige gegen eine junge polnische Künstlerin, die einen Plastikpenis an ein Kreuz genagelt hatte. Sie wurde wegen Verletzung religiöser Gefühle zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt – ein Präzedenzfall in Polen. Auch eine Fotoausstellung über homosexuelle Paare musste im vergangenen Jahr wegen Störungen von LPR-Anhängern vorzeitig beendet werden.

Glücklicher schätzen darf sich der polnische Zeichner und Karikaturist Zygmunt Januszewski: Er erhält in diesem Jahr den mit 5.000 Euro dotierten Olaf-Gulbransson-Preis. Der Preis ist nach dem „Simplicissimus“-Zeichner benannt und wird alle zwei Jahre im Gulbransson-Museum in Tegernsee an herausragende Künstler im grafisch-humoristischen Bereich vergeben. Die Jury lobte den unverwechselbaren Stil des 1956 in Warschau geborenen Januszewski.