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Archiv-Artikel

unterm strich

Der deutsche Regisseur und Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale, Fatih Akin, hält eine weitere Ausgrenzung der Türkei aus der EU für „blanken Chauvinismus“. Das Argument der Gegner, die Türkei gehöre wegen ihres anderen Kultur- und Religionshintergrundes nicht zu Europa, wies der türkischstämmige Regisseur entschieden zurück. „Religion hat in der Politik nichts zu suchen.“ Laizismus – die strikte Trennung von Kirche und Staat – wie in der Türkei, das sollte die globale Politik sein, meinte Akin in einem Gespräch mit der dpa.

In Deutschland wird die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei derzeit kontrovers diskutiert. Während Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seinem jüngsten Türkeibesuch dem Land die Unterstützung der Bundesregierung in dieser Frage zusicherte, lehnt die Union einen baldigen EU-Beitritt der Türkei strikt ab.

„Das ist keine gute Außenpolitik und keine gute Innenpolitik“, meinte Akin. Deutschland müsse sich darüber im Klaren sein, dass es bei rund zwei Millionen türkischen Mitbürgern auch eine innenpolitische Verantwortung in dieser Frage trage. Es sei auch „kein Weltuntergang, wenn Deutschland einen EU-Beitritt der Türkei ablehnt, nur sie müssen es klar sagen“, forderte der Filmemacher. „Mit einer Hinhaltepolitik erzeugt man nur Missgunst und kein Wohlbefinden.“

So kann man als Hinterbänkler von sich reden machen: Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Helias, von dem wir nicht wissen, wie er sich in der Türkeifrage positioniert, schlägt die Benennung einer Straße oder eines Platzes in der Hauptstadt nach dem am 2. Januar gestorbenen Fotografen Helmut Newton vor. Ins Gespräch brachte Helias am Mittwoch den Hardenbergplatz und die Jebensstraße, beide am Bahnhof Zoo.

Die Gegend am Bahnhof Zoo eigne sich besonders für eine Platz- oder Straßenbenennung nach dem bekannten, in Berlin geborenen Starfotografen. Warum auch immer. Newton hatte noch zu Lebzeiten sein Fotoarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben. Die Sammlung soll ab Sommer im ehemaligen Landwehr-Casino in der Jebensstraße zu sehen sein.