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Archiv-Artikel

unterm strich

Um die so genannte Flick-Collection wird weiter gestritten. Die Ausstellung von Werken aus der Sammlung von Friedrich Christian Flick, die der Enkel des NS-Kriegsverbrechers Friedrich Flick der Stadt Berlin für sieben Jahre zur Verfügung stellt, soll am 21. September eröffnet werden. Der Zentralrat der Juden und frühere Zwangsarbeiter hatten Flick vorgeworfen, die Sammlung mit „Blutgeld“ seines Großvaters gekauft zu haben. Der Industrielle Friedrich Flick war einer der wichtigsten Rüstungslieferanten des NS-Regimes.

Die Berliner Zeitung hat nun in ihrer Samstagsausgabe behauptet, Flick habe sich bereits 2003 persönlich mit Zentralratspräsident Paul Spiegel über die umstrittene Ausstellung verständigt; sie beruft sich dabei auf Mitglieder jüdischer Gemeinden in Frankfurt und München. Damals soll Spiegel versichert haben, der Zentralrat hege keinerlei Bedenken gegen die Sammlung. Auch Zentralratsvize Salomon Korn soll von dieser Vereinbarung gewusst haben. Korn hatte Flick kürzlich vorgeworfen, sich mit seiner Leihgabe von der Vergangenheit reinwaschen zu wollen. Der Zentralrat der Juden hat eine solche Vereinbarung bereits dementiert: Er habe vor zwei Jahren keine Einwände gegen die Flick-Ausstellung gehabt, es habe jedoch auch keinen offiziellen Beschluss zur Ausstellung gegeben: Man habe auf einen „verantwortungsbewussten“ Umgang des Mäzens mit seiner Familiengeschichte gehofft. Erst nachdem Flick erklärt habe, mit der Ausstellung dem „dunklen Kapitel“ seiner Familiengeschichte ein „helleres“ hinzufügen zu wollen, habe sich Protest geregt. Der scheint nun stärker zu werden: Das Direktoriumsmitglied des Zentralrats, Michael Fürst, hat bereits eine Verschiebung der geplanten Ausstellungseröffnung am 21. September verlangt. Kulturstaatsministerin Christina Weiss dürfe das Projekt nicht einfach „durchpowern“, so Fürst, sie könne jedenfalls nicht auf die Unterstützung jüdischer Repräsentanten bauen.

Während über die Flick-Collection noch gestritten wird, befindet sich der Bau des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas offenbar im geplanten Zeitrahmen. Am 12. Juli soll auf dem Gelände am Brandenburger Tor in Berlin Richtfest gefeiert werden, gab die Mahnmal-Stiftung nun bekannt. Etwa die Hälfte der insgesamt 2.751 Betonstelen werde bis dahin aufgestellt sein, und auch der Rohbau für den Ort der Information sei fertig, so ein Sprecher. Damit kann nach Stiftungs-Angaben der Zeitplan für den Mahnmal-Bau nach dem Entwurf des US-Architekten Peter Eisenman eingehalten werden. Die Eröffnung des Mahnmals ist derzeit für den 9. Mai 2005 geplant.