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Archiv-Artikel

unterm strich

Eine Hammermeldung vom Toten Meer: In Qumran sind nach Ansicht von zwei israelischen Archäologen keine Schriftrollen geschrieben worden. Das ist doch mal was anderes als die ewige Sommerloch-Rechtschreibkampagne! Im Jahre 1947 hatten bekanntlich zwei Beduinenjungen in einer Höhle unweit des Toten Meeres in Qumran einen Krug mit Schriftrollen gefunden. Diese dann weltberühmt gewordenen Rollen, darunter auch Bibeltexte, stammten wahrscheinlich aus Jerusalem, bilanzieren Juval Peleg und Jitzhak Magen nach einem Bericht der Zeitung Ha’aretz vom Freitag ihre zehnjährige Forschung. Die Forscher werfen dem ersten Ausgräber Roland de Vaux vor, er habe bewusst Ausgrabungsfunde unterschlagen. Andere israelische Archäologen, unter ihnen der langjährige Kurator der Qumran-Schriften, Magen Broshi, wiesen dies in scharfer Form zurück. Allerdings hatte bereits der deutsche Neutestamentler Karl Heinrich Rengstorf in den Fünfzigerjahren vermutet, die Schriftrollenfunde vom Toten Meer stammen aus dem Tempel aus Jerusalem und seien hier vor dem Einmarsch der Römer versteckt worden. Und noch eine weitere alles umstürzende These vertreten Peleg und Magen. Sie sagen, die Siedlung sei auch nicht von der religiösen Essener-Gemeinschaft bewohnt gewesen, wie zahlreiche Historiker bislang annehmen. Aufgefundene Kosmetikutensilien und Schmuck hätten jetzt bewiesen, dass es sich bei Qumran um eine reiche Siedlung gehandelt habe, so Peleg und Magen. Dagegen sei von den Essenern bekannt, dass sie in freiwilliger Armut lebten. Die Essener waren neben den Pharisäern und den Sadduzäern eine der drei Hauptgruppen im Judentum zur Zeit Jesu und lebten in Abgeschiedenheit vom Rest der Welt.