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Archiv-Artikel

unterm strich

Für sein wohl berühmtestes Fotos erhielt er 1969 den Pulitzer-Preis. Der amerikanische Kriegsfotograf Eddie Adams stand nur eineinhalb Meter entfernt, als er 1968 den Moment fotografierte, in dem der südvietnamesische Polizeikommandant Nguyen Ngoc Loan in Saigon einen Vietcong-Gefangenen erschoss. Das Foto ging damals um die Welt und trug entscheidend dazu bei, die öffentliche Meinung über den Vietnamkrieg zu kippen. Adams selbst meinte später, er habe durchaus Verständnis für den Offizier gehabt, der in diesem Moment den Mörder eines engen Freundes erschossen habe: Er wüsste nicht, wie er an dessen Stelle gehandelt hätte. „Ich war nicht da draußen, um die Welt zu retten, sondern um eine Story zu kriegen“, fasste Adams einmal sein Fotografen-Credo zusammen. Er hatte sich nach der High School zu den Marines gemeldet und drei Jahre lang in Korea als kämpfender Fotograf gedient. Stets betonte er, dass Fotos niemals eine vollständige Geschichte erzählen, im Gegenteil: die Bilder eine Wahrheit sogar ins Gegenteil verkehren könnten. Seinen Studenten, die er am 1988 von ihm gegründeten „Eddie Adams Workshop“ unterrichtete, schärfte er immer wieder ein, dass man niemals abschätzen könne, was ein Foto beim Betrachter auslösen werde. Dennoch trugen gerade seine Fotos, für die er im Laufe seiner Karriere über fünfhundert Preise erhielt, entscheidend zur politischen Entwicklung seines Landes bei. Als Mitarbeiter von AP, von Time Life und in den letzten zwanzig Jahren für das Wochenmagazin Parade lieferte Adams in den fünfundvierzig Jahren seiner Karriere nicht nur Bilddokumente aus dreizehn Kriegen. Er porträtierte außerdem prominente Zeitgenossen wie Fidel Castro, Richard Nixon oder Jacqueline Kennedy als trauernde Witwe (Foto rechts). In solchen intimen Aufnahmen zeigte sich der besondere Blick des Ausnahmefotografen. Am Sonntag ist Eddie Adams, der an der an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS litt, im Alter von 71 Jahren in seiner Wohnung in New York gestorben.