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Man hat es ja schon immer geahnt: Krieg und Religion sind eine ideale Kombination. Zu dem Schluss, dass im letztem Jahrhundert der Krieg auch zur religiösen Erfahrung wurde, kam die Tagung „Christentum und Krieg in der Moderne“, die gestern in Weingarten zu Ende ging. Katholische Bischöfe konnten sich im Ersten Weltkrieg darüber freuen, dass der Krieg „herzhafte Frömmigkeit aus der deutschen Männerwelt geholt hat“ und sahen es als „dringlichste Gegenwartsaufgabe“, die Kriegsverdrossenheit zu bekämpfen. Im Zweiten Weltkrieg war der Kampf gegen den „gottlosen Bolschewismus“ hohe Motivation für die katholischen Soldaten, auch wenn viele Glaubensgewissheiten zerstört wurden. Wer weiß, ob angesichts deutscher Auslandseinsätze Kapuzinerpater „Bruder Paulus“ Terwitte auch hier eine Aufgabe finden kann. Neue Folgen seiner Talkshow „N24-Ethik“ werden nun aufgezeichnet und Sonntagmorgens ausgestrahlt. Offenbar rechnet man nicht mehr mit Kirchenbesuchen der eigenen Klientel.
Eine sehr enge Bindung zur katholischen Kirche pflegte auch ein britischer Schriftsteller, der sogar zum Katholizismus konvertierte. Graham Greene wäre am Samstag hundert Jahre alt geworden. Allerdings meinte der regelmäßige Kirchgänger, der zeitweise der kommunistischen Partei angehörte und 40 Jahre vom FBI überwacht wurde, er sei vom Glauben längst abgefallen. Antisemit blieb er dagegen zeit seines Lebens. Eine echte Alternative zum Gottesdienst gibt es dafür in der Bremer Justizvollzugsanstalt. Im bundesweit einzigen Gefängnis-Bildhaueratelier können Strafgefangene unter Anleitung von Künstlern Skulpturen herstellen. Seit gestern zeigt der Verein „Mauern öffnen“ sieben Skulpturen aus dem Knast.