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Archiv-Artikel

unterm strich

Mögen manche Auguren schon den Niedergang des amerikanischen Imperiums an die Wand malen: Die kulturelle Hegemonie der USA scheint ungebrochen, blickt man auf die europäische (!) Gala des Musiksenders MTV im schottischen Edinburgh, bei der vor allem US-Stars wie Justin Timberlake, Cristina Aguilera oder Beyoncé im Zentrum standen: Sie nahmen am Donnerstagabend über die Hälfte der 13 internationalen Trophäen mit nach Hause und setzten mit ihren Auftritten die Glanzpunkte der TV-Show.

Wie zuvor schon bei den US-amerikanischen MTV Awards im August, triumphierte das ehemalige Boygroup-Knuddeltier Justin Timberlake in den wichtigsten Kategorien: Bestes Album, bester Pop-Künstler und bester männlicher Interpret überhaupt, vor Konkurrenten wie Robbie Williams und Eminem. Neben ihm stand vor allem seine Kollegin Beyoncé Knowles im Rampenlicht, die mit Destiny’s Child berühmt wurde, und, nunmehr solo, als beste R&B-Künstlerin sowie für den besten Song ausgezeichnet wurde.

Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte der MTV Europe Music Awards konnten die Zuschauer in 50 Ländern während der Verleihungsshow per SMS das „beste Lied“ wählen: Sie entschieden sich für „Crazy In Love“, das Beyoncé zusammen mit dem Rapper Jay-Z gesungen hatte.

Christina Aguilera, die als Moderatorin durch die dreistündige Show führte, gab sich in wechselnd offenherzigen Outfits einmal mehr als Pop-Luder in allen Lebenslagen: Bei ihrem Auftritt im Nonnenkostüm stand sie Sekunden später schon im knappen Blüschen und schwarzen Ledergaloschen da. Zudem zankte sie sich publikumswirksam mit Kelly Osbourne, die sich zuvor auf der Bühne über sie mokiert hatte. Auch die britische Pop-Band Travis geizte nicht mit nacktem Fleisch: Sie wurden bei ihrem Auftritt von Statisten umringt, die nichts als Schilder mit Slogans wie „Kein Krieg“ mit sich trugen. Als kleine Sensation wurde der Gig von Kraftwerk gehandelt: Es war der erste Live-Fernsehauftritt der Düsseldorfer Elektronik-Pioniere überhaupt.

Strenger europäisch geht es dafür bei den Nominierungen für den Europäischen Filmpreis 2003 zu, welche die European Film Academy bekannt gab: Die Auserwählten sind „Dirty Pretty Things“ von Stephen Frears, „Dogville“ von Lars von Trier, „Good Bye, Lenin!“ von Wolfgang Becker, „In This World“ von Michael Winterbottom, „Mi Vida Sin Mi (My Life Without Me)“ von Isabel Coixet und „Swimming Pool“ von François Ozon. Die Gewinner werden bei der festlichen Preisverleihung am 6. Dezember in Berlin bekannt gegeben.