unterm strich :
Da der Alltag in Deutschland wieder zunehmend brauner wird, ist diese Meldung genauso bedenklich wie ihr Zustandekommen total verständlich: Ruth Klüger hat ihre Rede zum Thema „Victor Klemperers Weg als Deutscher und Jude“ am 13. Februar im Schauspielhaus abgesagt. Die Begründung der in den USA lebenden Literaturwissenschaftlerin und Autorin: die geplanten Demonstrationen von Rechtsextremisten am Gedenktag für die Zerstörung Dresdens.
Ruth Klüger wurde im Alter von 12 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Theresienstadt, ein Jahr später nach Auschwitz-Birkenau und dann in das Arbeitslager Christianstadt deportiert. Gegen Kriegsende gelang ihr auf einem der „Todesmärsche“ die Flucht. Ihr Buch „Weiter leben – Eine Jugend“ gehört zu den eindrucksvollsten und wichtigsten autobiografischen Schilderungen des Dritten Reiches.
Intendant Holk Freytag hat sein Bedauern schon ausgedrückt: „Es ist für uns alle unfassbar, dass 60 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur eine Überlebende von Auschwitz sich genötigt sieht, einen Vortrag über Victor Klemperer in Dresden abzusagen. Es wäre für Dresden wichtig gewesen, die Gedanken von Ruth Klüger an diesem Tag zu hören. Der Holocaust hat auch Dresden ärmer gemacht; wenn heute selbst renommierte Wissenschaftler jüdischen Glaubens wieder Bedenken haben, zu uns zu kommen, wenn sie ein weiteres Mal ausgegrenzt werden, trifft dies die kulturelle Identität der Stadt ins Mark.“ Im Schauspielhaus wird am Abend des 13. Februar (Beginn 19.30 Uhr) auf jeden Fall das Stück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss gezeigt.
Eine Personalie: Harald Heker, derzeit Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, wird neuer Chef der Verwertungsgesellschaft Gema. Heker wird 2007 das Amt von Reinhold Kreile übernehmen, der Ende 2005 als Vorstandsvorsitzender ausscheidet. Zwischenzeitlich übernimmt Jürgen Becker die Funktion des Sprechers des Vorstandes der Gema. Mit einem Umsatz von mehr als 813 Millionen Euro 2003 gehört die Gema weltweit zu einer der führenden Musikverwertungsgesellschaften.