unterm strich :
Auch wir freuen uns, dass die Berliner Bar 103 einen neuen Club an der Oberbaumbrücke aufgemacht hat. Es kann gar nicht genug Clubs in Berlin geben, seit die Preise für innereuropäische Flüge in den Keller gegangen sind, gibt es in der deutschen Hauptstadt ja auch endlich genug Publikum für die unzähligen Läden. Auch Claudius Seidl muss ja irgendwo ausgehen, um an dieser Stelle einmal das Geheimnis des gestrigen taz-zwei-Aufmachers zu lüften: Es waren Karten für die Eröffnung des 103 Clubs, die den FAS-Feuilletonchef Seidl darin bestärkten, gefühlte 35 Jahre alt zu sein. Dass aber Heiko Zwirner in der Berliner Studentenmuffe Zitty die Eröffnung dieses Ladens zum Anlass nimmt, von der „Auferstehung“ des Berliner Nachtlebens zu schwärmen, ist doch ein wenig viel des Guten. Nur weil der Zitty-Chefredakteur sich wochenends gerne mal im 103 einen hinter die Binde gießt? Heiko, was ist los mit dir? Verlässt du deswegen die Stadt?
Der Streit um die Rückgabe dreier Gemälde aus früherem jüdischem Besitz in Wuppertal ist beendet. Nach 15-monatigen juristischen und politischen Auseinandersetzungen hat der Stadtrat beschlossen, die Bilder an die Erben zurückzugeben. Die Eigentümer der Bilder, die heute im Wuppertaler Von der Heydt-Museum zu sehen sind, waren zwischen 1937 und 1939 enteignet worden. Die Gemälde wurden dann zwangsversteigert. Es handelt sich um die „Felsige Flusslandschaft“ des Malers Otto Scholderer (1834–1902) und die „Erinnerung vom Dampfboot auf der Donau“ des Frühimpressionisten Adolph Menzel (1815–1905). Auch der „Tatar mit Pferd“ von Hans von Marées (1837–1887) soll so schnell wie möglich an die Erben der früheren Besitzer gehen. Die Eigentümer waren in der NS-Zeit nach Amsterdam geflohen und von dort ins deutsche KZ Bergen-Belsen deportiert worden, wo sie 1944 ermordet wurden.
Unter dem Titel „Visionäres Belgien“ beginnt am Freitag die letzte Ausstellung des vor zwei Wochen verstorbenen Kurators Harald Szeemann in Brüssel. Für die Schau zum 175-jährigen Bestehen des Königreichs habe er versucht, „das belgische Energiefeld anzubohren“, sagte Szeemann der Zeitung De Standaard vor seinem Tod am 17. Februar. Dazu gehören neben Klassikern wie James Ensor oder René Magritte auch abseitige Figuren wie etwa Paul Otlet, der in seinem Mundaneum in Mons das gesamte menschliche Wissen auf 17 Millionen Karteikarten aufzeichnen wollte. „Über Deutschland hätte man so eine Ausstellung nicht machen können“, so Szeemann in seinem letzten Interview weiter, „auch nicht über die Niederlande, wo zu allen Zeiten der praktische Geist dominiert hat.“