unterm strich :
Es gibt nicht nur die Angst des Torwarts vor dem Elfmeter, sondern auch die Angst des Schriftstellers vor dem öffentlichen Wettbewerb: Wohl deshalb hat Peter Handke dem Mülheimer Festival „Stücke 2005“ eine Absage erteilt und sein Drama „Untertagblues“ aus dem Wettbewerb zurückgezogen. Die Inszenierung des Wiener Burgtheaters, die für den Dramatiker-Wettbewerb nominiert worden war, soll dort nun außer Konkurrenz zu sehen sein und am 14. Mai die „Stücke“ eröffnen, gaben die Organisatoren bekannt.
„Ein Vorgang, in dem sich Arroganz und Feigheit mischen“, schäumt der Theaterkritiker Dietmar N. Schmidt. Möglicherweise ist Handke einfach nur beleidigt: Fünfmal war er seit 1983 bereits zu den „Stücken“ eingeladen worden, aber stets ohne Preis geblieben. Stattdessen hat seine Wiener Kollegin und Konkurrentin Elfriede Jelinek seit 2002 bereits zweimal den Wettbewerb gewonnen. In diesem Jahr hätte sich Handke mit sieben weiteren Dramatikern dem Wettbewerb stellen müssen – das war ihm wohl zu riskant.
Sie wurde „The Female Preacher“ genannt und jeder, der ihre Stimme einmal gehört hat, wusste spätestens danach, warum: Lyn Collins predigte nämlich von diesem Augenblick an zu einem Bekehrten. Einem zum Funk Bekehrten. Geboren in Texas und verwandt mit Bootsy Collins, heiratete sie im Alter von 14 Jahren einen der Promoter der James Brown Revue. 1972 lud The Hardest Working Man in Showbusiness sie ein, mit seiner Revue auf Tour zu gehen. Von nun an teilte sie das Schicksal der Künstler im Schatten von James Brown. Sie musste sich von ihm terrorisieren lassen und hatte kein wirkliches Leben jenseits von Browns Kontrolle – doch sie machte wunderbare Musik. Ihr fantastisches Stück „Think (About It)“ ist eine der ersten feministischen Hymnen des Funk (dafür hatte der Godfather of Soul durchaus auch Platz, wenn es nur funky war) und gleichzeitig einer jener Tracks, ohne dessen Break HipHop sich heute anders anhören würde. Ihre Version von „Ain’ No Sunshine“ dürfte die herzerweichendste sein. Auch nach dem Ende der James Brown Revue spielte sie weiter Konzerte. Sie begann als Backroundsängerin zu arbeiten und sang in den Achtzigern auf den Soundtracks des Films „Dr. Detroit“ und der Fernsehserie „Fame“. In den Neunzigern versuchte sie sich in Belgien und Italien an einem Comeback als House-Diva, ohne größeren Erfolg, 1997 und 1998 trat sie bei dem Jazzfest von Montreux auf. Allerdings setzte ihr in den letzten Jahren zunehmend die Arthritis zu. Nun ist sie gestorben, an Herzstillstand, wie ihr Sohn Bobby Jackson mitteilte. Sie wurde lediglich 56 Jahre alt.