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Der luxemburgische Architekt und Städteplaner Léon Krier ist im Alter von 79 Jahren gestorben. International bekannt wurde er durch seinen neoklassizistischen Stil und seine Theorien zum „New Urbanism“. Krier galt als streitbar: Er kritisierte den funktionalistischen Urbanismus der Moderne und plädierte für einen historisch orientierten Städtebau: Überschaubare Stadtviertel, drei- bis fünfgeschossige Bebauung, traditionelle Baumaterialien und Fußgängerfreundlichkeit. Besondere Kritik rief sein Buch über Albert Speer hervor, in dem er Hitlers Architekten als großen Künstler bezeichnete. Kriers Ideen fanden auch prominente Unterstützung: Im Jahr 1993 beauftragte ihn der britische Prinz Charles mit der Planung der Modellstadt Poundbury in Dorset – ein Musterbeispiel für seinen neoklassizistischen Stil. Es folgten Großprojekte in vielen Ländern wie die „Cité judiciaire“ in Luxemburg, gemeinsam gestaltet mit seinem 2023 verstorbenen Bruder Rob Krier, oder die 2011 gegründete Stadt Paseo Cayalá in Guatemala. 1977, bald nach dem Denkmalschutzjahr 1975, das eine Wende hin zu mehr historischem Bauen in der europäischen Architektur markiert, wurde er mit dem Berliner Architekturpreis ausgezeichnet und 1995 mit dem Europäischen Kulturpreis.

Das Berliner Stadtschloss ist nach zwölf Jahren Bauzeit fertig. In den vergangenen Wochen wurden noch historische Sandsteinfiguren an der Nord- und Südfassade aufgestellt, womit nun auch die Arbeiten an der Schlossfassade beendet werden konnten. Insgesamt hat der Bau rund 682 Millionen Euro gekostet. Die Rekonstruktion der historischen Fassade wurde dabei komplett von Spenden getragen, eingebracht vom Förderverein Berliner Schloss, der teilweise auch Gelder von Rechtsradikalen annahm. Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses, einst preußische Herrscherresidenz, gilt Kritikern auch als reaktionäres Symbol in der Stadt.

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