unterm strich:
Die Nominierungen zum Preis der Leipziger Buchmesse sind da, es sind Überraschungen darunter. In der Belletristik hat die Jury eine Graphic Novel nominiert, bei den Sachbüchern ist ein Hörbuch dabei und zu den nominierten Übersetzungen zählt ein Gedichtband. Vielfalt der Formen also, die Literaturlandschaft, sie bewegt sich. In der Belletristik-Sparte haben es vier Autorinnen und ein Autor auf die Shortlist geschafft. Die Graphic Novel ist „Genossin Kuckuck“ von Anke Feuchtenberger – laut Jury eine fantastische Reise in den deutschen Osten. Mit Inga Machel („Auf den Gleisen“), Barbi Marković(„Minihorror“) und Dana Vowinckel („Gewässer im Ziplock“) wählte die Jury drei Autorinnen aus. Komplettiert wird die Liste von Bestseller-Autor Wolf Haas. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik zählt mit „Jahrhundertstimmen 1945–2000“ erstmalig ein Hörbuch zum Kreis der Nominierten. Nominiert wurden außerdem Christina Morina („Tausend Aufbrüche“), Tom Holert („ca. 1972“), Jens Beckert („Verkaufte Zukunft“) und Christina Clemm („Gegen Frauenhass“). In der Sparte der Übersetzungen wurden Ki-Hyang Lee („Der Fluch des Hasen“), Klaus Detlef Olof („18 Kilometer bis Ljubljana“), Lisa Palmes („Bitternis“), Jennie Seitz („Nimm meinen Schmerz“) und Ron Winkler („Angefangen mit San Francisco. Gedichte“) ausgewählt. Die Leipziger Buchmesse läuft vom 21. bis 24. März.
Wie jetzt bekannt wurde, ist der Hamburger Sänger und Autor Kiev Stingl am 20. Februar gestorben. Bis zuletzt arbeitete er an Songs und an einem autobiografischen Roman. Stingl, der 1943 geboren wurde, lag quer zu westdeutschen Literatur- und Musikdiskursen der 1970er. Für Punk waren seine deutschen Songtexte zu poetisch, für Rockmainstream zu kaputt. So kam es, dass nach seinem 1975 veröffentlichten Debütalbum nur vier weitere erschienen. Immer stärker geriet Stingl, der nach den Anfängen in Hamburg, in den 1980er Jahren nach Berlin ging, in eine Abwärtsspirale, die er durch Alkohol- und Drogenkonsum noch multiplizierte. Den Erotomanen an seiner Künstlerpersona kritisierten manche. Bei Weitem fiel dieser Zug nicht so reaktionär aus wie bei jenen, die sich auf Stingl als Einfluss beriefen. Vielleicht werden die Songs seines Albums „Hart wie Mozart“ dereinst noch mal als tröstlich gelten.
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