unterm strich :
Die literarische Welt begeht heute übrigens Bloomsday, jenen Gedenktag, der eingerichtet wurde zur Erinnerung an jene Berliner Tageszeitung, die am 16. Juni 2004 einmal eine Ausgabe veröffentlichte, die sich ausschließlich der Nacherzählung eines Tages in Kreuzberg widmete. Danach geriet sie mächtig ins Schlingern, weil ihre kulturbanausischen Leser wochenlang die Mailzugänge und Postbriefkästen mit Beschwerdebriefen und Abo-Kündigungen verstopften – wie?, heute keine Berichterstattung über Schröderfischer, die Dritte Welt, das Dosenpfand? Ich kündige! Weil sich die Initiatoren und Sympathisanten dieses wegweisenden Projekts außerstande sahen, sich jeden dieser einzeln Leute vorzuknüpfen, wurde Bloomsday eingerichtet. Ein Tag für das Schöne, für das Risiko, für die Leidenschaft, für das Inkaufnehmen des Scheiterns, wenn man es nur versucht, ein Tag gegen die Kleinkariertheit, gegen die Routinen, gegen die Langeweile und gegen die Institutionalisierung des Kampfes gegen die Langeweile – kurz: für die Fantasie! Nun ja, auch im Haus jener Zeitung kommt es seitdem immer wieder zu Rangeleien.
Das passt doch gut ins Bild – nein, jetzt keine blöden Scherze. In Dortmund wird am Sonntag unter dem Titel die Ausstellung „Wenn keiner grüßt und alle schweigen. Konflikte und Mobbing in der Arbeitswelt“ in der Deutschen Arbeitsschutzausstellung Dasa eröffnet. In Deutschland gibt es nach Angaben der Dasa etwa eine Million Mobbing-Opfer. Die Präsentation ermögliche eine lebendige Annäherung an ein unsichtbares Phänomen, das sichtbare Folgen für die betroffenen Frauen und Männer hat, heißt es. Der Begriff Mobbing stammt von dem englischen Wort „mob“ ab, das übersetzt so viel wie „anpöbeln“ heißt.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug: Der größte Wichtigtuer Berlins hat sich wieder zu Wort gemeldet. Was hat eigentlich Claus Peymann zu Rot-Grün zu vermelden? Die Bundesregierung gehe dem „Boulevard der Dämmerung“ entgegen und werde dort vermutlich verschwinden, sagt Peymann in der aktuellen Ausgabe der Zeit. Schön, dass endlich jemand den Mut findet, diese unbequeme Wahrheit auszusprechen.