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Archiv-Artikel

unterm strich

Eigentlich müssten sie im Zuge der zunehmenden Digitalisierung des Films ja unter Artenschutz gesetzt werden, und nun das: die amerikanische Filmakademie hat gestern bekannt gegeben, dass sie weiterhin davon absehen werde, einen Oscar für Stuntleute zu verleihen. Ein Antrag von Stuntmen-Organisationen auf eine eigene Oscar-Kategorie sei abgelehnt worden. Und nicht nur das: Der Verband, der alljährlich die Oscar-Trophäen verleiht, bemühe sich vielmehr darum, die Zahl der ausgehändigten Preise zu verringern. Die Schaffung einer neuen Kategorie sei daher nicht wünschenswert, hieß es zur Begründung. Im Klartext heißt das aber auch: weniger Oscars für alle!

Die ersten Opfer sind auch schon abzusehen: Songwriter. Denn im Zuge der Sparmaßnahmen will der Verband erstmals in der Sparte „Bester Song“ die Zahl der Statuen auf drei Preisträger begrenzen, auch wenn etwa vier Liedschreiber an einem Song beteiligt waren. Außerdem sollen in der Kategorie „Bester Film“ nach der neuen Regel schärfere Maßstäbe angesetzt werden, wenn mehrere Produzenten an einem Film mitwirkten und damit mehrere Anwärter eine Oscar-Statue im Empfang nehmen wollen. Auch hier wird es also Tränen geben und Schlimmeres. Wer gibt schon einen Oscar an einen in der Hackordnung niedriger gestellten Produzenten ab? Schon gar in so einem Haifischbecken wie der Filmproduktion?

Alle Leute schimpfen auf Rot-Grün, endlich lobt mal jemand. Der Deutsche Kulturrat hat gestern eine positive Bilanz der Politik von Rot-Grün gezogen. Mit der Schaffung des Amtes eines Kulturstaatsministers durch Kanzler Gerhard Schröder (SPD) sei die Kulturpolitik überhaupt auf die Tagesordnung des Bundes gekommen, sagte der Vorsitzende Max Fuchs am Donnerstag in Berlin. Der erste Kulturstaatsminister, Michael Naumann (SPD), habe der Kultur „ein Gesicht gegeben“. Nachteilig sei das „irrationale Machtspiel um Kompetenzen“ zwischen Bund und Ländern. Der Rat, dem 200 Verbände angehören, stellte Wahlprüfsteine zur Kulturpolitik vor. Allerdings: wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn die auswärtige Kulturpolitik kommt weniger gut weg. Der zuständige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) zeige dafür ein „deutliches Desinteresse“, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Auch müsse die Bundesrepublik immer mehr Kompetenzen an die EU abgeben, sodass die Kämpfe um Gelder zwischen Bund und Ländern „immer härter“ würden. Die jüngste Ablehnung einer Bundesstiftung Baukultur im Bundesrat gehe zum Beispiel allein auf den bevorstehenden Wahlkampf zurück und habe keinen inhaltlichen Grund, sagte Zimmermann.