unterm strich:
Auf der documenta ist ein Bild überklebt worden, das offenbar erneut antisemitische Motive zeigt. Die Arbeit „All Mining is Dangerous“ des Kollektivs Taring Padi, deren Protestbanner kurz nach Eröffnung der Kasseler Kunstschau die Antisemitismusdebatte ausgelöst hatte, zeigt vier Personen. Eine davon hat eine lange Nase, ihre wulstigen Lippen ziehen ein hämisches Grinsen, auf dem Kopf trägt sie eine Bedeckung, die bald nach Aufkommen des Antisemitismusskandals mit einem schwarzen Klebeband überklebt wurde. Bei der nachträglich unkenntlich gemachten Kopfbedeckung könnte es sich um eine jüdische Kippa handeln, vermutet das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG).
In einer Erklärung der documenta heißt es, die überarbeitete Figur zeige eine verbreitete indonesische kopiah. Die Überklebung sei die Entscheidung von Taring Padi gewesen, aus „Einfühlungsvermögen“ und als „Präventivmaßnahme gegen eine mögliche Fehlinterpretation“.
Derweil zog die Bildungsstätte Anne Frank nach einigen Wochen Aufklärungsarbeit auf der documenta das Fazit, dass Antisemitismus auch bei Bildungsbürgern verankert sei. „Wenn Bildungsbürger an unseren Stand kommen und völlig selbstverständlich krude antisemitische Verschwörungstheorien äußern, dann muss das uns alle alarmieren“, sagte die pädagogische Leiterin der Bildungsstätte, Julia Alfandari.
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