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Netrebko will in Deutschland singen

Nach Auftritten in Monaco und Paris will die russische Star-Sopranistin Anna Netrebko, die wegen ihrer zögerlichen Haltung zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine in der Kritik stand, auch wieder in Deutschland singen. Sie werde noch in diesem Jahr zusammen mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov für Konzerte unter anderem nach Regensburg, in die Kölner Philharmonie und die Hamburger Elbphilharmonie kommen, geht aus einer Mitteilung vom Freitag hervor. Im kommenden Jahr sollen Auftritte in Frankfurt am Main, Wien und Malmö folgen. Nach Kriegsbeginn hatte sich Netrebko vorübergehend aus dem Konzertleben zurückgezogen. Mehrere Opernhäuser hatten Auftritte von ihr abgesagt. In Paris wurde die 50-Jährige nun am Mittwochabend nach ihrem Konzert in der Philharmonie begeistert gefeiert. Sie hatte Werke von Rachmaninow, Debussy und Tschaikowsky interpretiert. Die ukrainische Botschaft hat mit heftiger Kritik auf den Auftritt reagiert. Dass das Konzert stattfinden konnte, sei empörend. Vergangenen Monat stand Netrebko bereits in Monaco auf der Bühne der Opéra de Monte-Carlo. Netrebko hatte sich nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar zunächst zögerlich gezeigt, dann aber den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich verurteilt.

Dramatikpreis für Sivan Ben Yishai

Die aus Israel stammende Dramatikerin Sivan Ben Yishai erhält für ihr Stück „Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)“ den diesjährigen Mülheimer Dramatikpreis. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis der 47. Mülheimer Theatertage zeichne eine Aufführung aus, die eine Verbindung zwischen „jüdischer Selbstermächtigung und feministischer Vergeltung“ geschaffen habe, erklärte die Jury vergangene Woche. Die Autorin verknüpfe Aktivismus und Kunst und finde damit eine neue Form. Sie nehme das Publikum mit durch die Abgründe, Verstrickungen und Verbrechen der deutsch-israelisch-palästinensischen Geschichte. Die Figur der Autorin verwandele sich ständig: in eine Holocaustüberlebende, in eine sowjetische Partisanin, in eine Asylsuchende unter Wasser, in eine überzeugte Zionistin. Das Stück sei Spurensuche und Selbstbefragung zugleich. Die Dramatikerin, Regisseurin und Performerin Sivan Ben Yishai war das zweite Mal zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen worden. Ben Yishai lebt in Berlin und arbeitet eng mit der Autorin und Übersetzerin Maren Kames zusammen.

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