unterm strich :
Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk, diesjähriger Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, hat nachdrücklich eine EU-Mitgliedschaft seines Landes gefordert. „Wie jeder bei uns würde auch ich mich übel betrogen fühlen, wenn die Türkei alle nötigen Bedingungen erfüllte und dann nur das Angebot einer ‚privilegierten Partnerschaft‘ erhielte“, sagte Pamuk in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Ich betrachte die Europäische Union als Versprechen und als vorzügliches Instrument zur Reformierung der eingeschränkten Demokratie in der Türkei“, sagte Pamuk weiter. Allein diese Hoffnung habe in dem Land schon viel bewirkt. Wenn Europa zögere, fange auch die Türkei wieder an zu zweifeln. „Und das ist viel schlimmer, denn es bedeutet, dass antieuropäische Ressentiments die eingeschränkte Demokratie der Türkei zerstören.“
Das Verhältnis zu seinem Heimatland werde „zunehmend problematisch“, sagte Pamuk außerdem. „Zu oft und jedes Mal mit mehr Nachdruck wurde mir schon gesagt, ich solle auf meine Worte Acht geben, auf meine Bücher, meine Kommentare, meine Interviews, auf jede Äußerung, die ich Journalisten oder Ausländern gegenüber fallen lasse.“ In den meisten Fällen hätten die Leute, „die über mich und mein Werk lamentieren, meine Bücher aber gar nicht gelesen“.