unterm strich :
Wo bleiben die Literaturpreise, wenn man sie braucht? Das ganze Jahr über wird man tagein, tagaus mit ihnen belästigt, irgendein Gremium in dem immer irgendeine Betriebsnudel wie Thomas Hettche sitzt, zeichnet irgendeine andere Betriebsnudel mit einem Preis aus, der meist nach einem lange verstorbenen Schriftsteller heißt, der sich nicht mehr wehren kann. Das Preisgeld wird meist von ortsansässigen Sparkassen gestiftet, deren Leiter gern mal mit Schriftstellern essen gehen. Selbst diese Nimmermüden machen nun Pause.
Stattdessen gilt es zu vermelden, dass der Deutsche Kulturrat den Vorstoß zur Einrichtung eines Bundeskulturministeriums unterstützt. Logisch. Dafür ist es der Deutsche Kulturrat. Was sollen die sonst sagen? Nein, wir brauchen kein Ministerium, so wichtig ist Kultur nun auch wieder nicht? Die Behauptung, ein solches Ministerium stehe im Widerspruch zum Grundgesetz, sei „schlicht falsch“, sagte der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, am Sonntag in Berlin. „Im Bildungsbereich – ebenso wie der Kulturbereich in hauptsächlicher Verantwortung der Länder – gibt es ja auch schon seit Jahrzehnten ein Bundesbildungsministerium, ohne dass es verfassungsrechtlich beanstandet wurde.“ Monika Grütters, Spitzenkandidatin der Berliner CDU für die Bundestagswahl, hatte vor wenigen Tagen für ein Bundeskulturministerium plädiert. Sie schloss sich damit als erste prominente Vertreterin ihrer Partei entsprechenden Forderungen von Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) an. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Renate Blank hatte daraufhin moniert, ein solches Ministerium stehe im Widerspruch zur „föderalen Leitentscheidung des Grundgesetzes“. Man sieht, um die Aufwertung der bundesstaatlichen Kulturbürokratie zu einem Ministerium dürfte kein Weg vorbei führen. Und wer wären wir Kulturredakteure, uns dagegen auszusprechen: Oder sind Sie etwa gegen Kultur, liebe Feuilleton-Leserin, lieber Feuilleton-Leser?
Ganz neue Töne vielleicht bald in Bayreuth? Der Startenor Placido Domingo (64) träumt davon, bei den Bayreuther Festspielen zu dirigieren. „Ich habe bereits dort gesungen, warum soll es nicht auch möglich sein, dort zu dirigieren?“, sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus. „Ich arbeite mehr und mehr als Kapellmeister. Warum nicht auch in Bayreuth?“ Er wolle die Wagner-Werke „Lohengrin“ und „Die Walküre“ leiten, wenn möglich auch den gesamten „Ring des Nibelungen“. Die 94. Richard-Wagner-Festspiele werden an diesem Montag mit Christoph Marthalers Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“ eröffnet.