unterm strich:
Können Frauen denken? Zum Tod von Anna Blume
„Der Gedanke des Todes ist unannehmbar“, lautete einer der Sinnsprüche, die Anna und Bernhard Blume einem Bild der Werkgruppe der „Passionsbilder“ beigaben. Eine sehr verständliche Ansage, und doch müssen wir uns der Macht des Faktischen beugen. Neun Jahre nach Bernhard Blume ist nun auch Anna Blume, 83-jährig, verstorben. Gemeinsam mit ihrem Studienkollegen (an der Düsseldorfer Kunstakademie) und späteren Ehemann Bernhard Blume hat sie das Genre der inszenierten Fotografie ganz entscheidend und überaus originell erweitert.
Maßgeblich dafür: der inszenierte Zeitablauf. Protagonisten des Spiels, das den Künstler als Repräsentanten eines kleinbürgerlichen Milieus auf die Schippe nimmt, sind sie meist selbst. Dabei vollführten sie durchaus akrobatische Stunts, wenn das bürgerliche „Wahnzimmer“ im Bewegung geriet oder ihnen wie bei den „Vasen-Extasen“ der Alltag um die Ohren flog. Regelwerke kollidieren aufs Schönste mit Eigensinn.
„Können Frauen denken?“, wunderte sich Anna Blume mit derart unverschämt fröhlicher Miene, dass man das Bild nie mehr aus dem Kopf bekam. Also von tot kann nicht die Rede sein.
Faschismusforscher Zeev Sternhell starb in Jerusalem
Der Politologe und Historiker Zeev Sternhell ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Sternhell wurde durch seine zahlreichen Arbeiten über die Entstehung(sgeschichte) des Faschismus in Europa bekannt. 1935 im ostpolnischen Przemyśl geboren, verlor Sternhell seine Mutter und seine Schwester in der Shoah und überlebte getarnt als Katholik. 1951 emigrierte er nach Israel. 2008 überlebte er einen Sprengstoffanschlag eines rechten jüdischen Siedlers auf sein Haus in Jerusalem, im selben Jahr hatte er den renommierten Israel-Preis erhalten, die höchste Kulturauszeichnung des Staates Israel. Sternhell veröffentlichte regelmäßig politische Kommentare in der Tageszeitung Ha’aretz, in denen er die israelische Siedlungspolitik kritisierte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen