unterm strich :
Zunächst mal wieder der „Warten auf Godot“-Hinweis: Noch immer gibt es keinen neuen Kulturstaatssekretär! Hey, Frau Merkel, ist Ihnen Bayreuth wirklich genug an kulturellem Engagement?
Dann die Frage des Tages: Wie kommt es eigentlich, dass berühmte tote Autoren immer genau dann wieder aktuell werden sollen, wenn ein runder Todes- oder Geburtstag ansteht? Können die nicht auch mal, sagen wir, am 137. Geburtstag oder am 217. Todestag interessant sein? Ne, es braucht was Rundes, um einen Text über sie ins Blatt zu drücken – wie man das genau angeht, macht der aktuelle Spiegel vor. Man behauptet in den Unterzeilen eine „bemerkenswerte Renaissance“ beziehungsweise in der Ankündigung knackiger ein „Comeback“, wie das Kulturchef Matussek im Falle von Sören Kierkegaard gerade tut, fertig ist der Aufhänger. Ob das mit der Renaissance tatsächlich stimmt? Ach, das interessiert keinen mehr.
Jedenfalls: Heute vor 150 Jahren starb der Philosoph Sören Kierkegaard, der Walter de Gruyter Verlag startet eine Neuübersetzung aller Werke, basierend auf der1994 in Kopenhagen begonnenen historisch-kritischen Gesamtausgabe, Band 1 liegt jetzt auf Deutsch vor. dtv legt außerdem die vor fünf Jahren erschienene Kierkegaard-Biografie von Joakim Garff als Taschenbuch auf und macht die Hauptwerke in einer vierbändigen Ausgabe greifbar. Gute Taten, aber Renaissance?