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Archiv-Artikel

unterm strich

In den Parks von Havanna, der Hauptstadt von Kuba, gibt es derzeit nur ein Gesprächsthema: die Telenovela „La cara oculta de la luna“ („Die verborgene Seite des Mondes)“. Die Serie behandelt Themen wie Homosexualität und Aids – was bis jetzt im kubanischen Fernsehen ein Tabu war. Der verheiratete Protagonist Yaser (Rafael Laherar) entdeckt seine Liebe zu einem Mann und verliert deswegen Job und Familie. Körperlicher Kontakt kommt in der Serie nicht vor, allein die Dialoge, die Yaser mit seinem Liebhaber führt, sind Zündstoff genug für das Land. Die hohen Einschaltquoten der Serie zeigen, dass es durchaus einen Bedarf gibt, über diese Themen zu sprechen. Der Schauspieler Rafael Laherar bekommt die Rückständigkeit der Kubaner am eigenen Leib zu spüren: „Die Leute denken, ich sei schwul, und deswegen bekomme ich keine Jobs mehr.“ Dennoch glaubt er, dass es wichig sei, über ein so schwieriges Thema in Kubas „Macho-Gesellschaft“ zu sprechen.

Eigentlich galten die Erzählungen von Judith Hermann als „unverfilmbar“. Wenig Handlung, dafür aber viele kleine Gesten und Zustände. Doch genau das hat den Filmregisseur Martin Gypkens („Wir“, 2002/2003, „Papas“, 2000) fasziniert. „Sich in den Zwischenräumen aufhalten, sich treiben lassen, kleine Erschütterungen erleben“, so beschreibt der Filmemacher den Grundton des Erzählbandes „Nichts als Gespenster“, den er gerade verfilmt. In dem Episodenfilm spielen viele deutsche Jungstars mit, darunter Stipe Erceg und August Diehl. Da der Film größtenteils im Ausland gedreht wird, ist er teurer als andere Produktionen. Aber alle Beteiligten sind so sehr von dem Projekt überzeugt, dass sie für geringere Gehälter als sonst arbeiten. Im Frühjar 2007 soll die Verfilmung in die Kinos kommen.