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Archiv-Artikel

unterm strich

Achtung! Handke-Alarm! Die großen Handke-Festspiele gehen weiter! Und, so grotesk das mitunter ist, amüsanter als alle Bücher, die der große Meister in den vergangenen Jahren geschrieben hat, ist es allemal. Also: Der „österreichische Schriftsteller Peter Handke hat sich erneut auf die Seite des jugoslawischen Exdiktators Slobodan Milošević gestellt“, vermeldet die dpa. Handke habe der kroatischen Wochenzeitung Globus gesagt, dass Milošević nicht nur keine Verantwortung für das Massaker an bosnischen Muslimen in Srebrenica 1995 getragen habe, er habe davon auch gar nicht gewusst.

Was im Sinne der medialen Erregungsökonomie auch genau das Richtige ist: den Konflikt internationalisieren und dann darauf warten, dass die Aufmerksamkeitswellen dann irgendwann zurück zum Kernmarkt schwappen. Milošević habe auch nicht den Krieg im ehemaligen Jugoslawien begonnen, sondern es waren die Slowenen, sagte Handke (auch super, neue Front aufmachen). Abgesehen davon rechtfertigte er die serbischen Artillerieangriffe auf die historische südkroatische Adriastadt Dubrovnik im Herbst 1991. „Ich denke, dass Dubrovnik nicht angegriffen wurde, und falls es doch angegriffen wurde, dann nicht das Zentrum, nicht die Altstadt“ (noch besser: den Abstrusitätsfaktor hochtreiben).

Wenn es nach uns geht, kann es endlos so weitergehen. Die direkte Fortsetzung dürfte am Samstag anstehen, wenn 3sat eine „Kulturzeit Extra“ ausstrahlen wird, die Handke zeigen wird, wie er dem russischen Fernsehen in Paris ein Interview gibt. 19.05 Uhr! Da kann eigentlich nur noch eine Verlängerung mitsamt Elfmeterschießen im WM-Viertelfinalspiel zwischen England und Portugal dazwischenkommen.