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Archiv-Artikel

unterm strich

Liebe Dresdner, bitte nehmt Euch nicht so wichtig! Was müssen wir hier für Meldungen lesen. Der Dresdner Stadtrat hat am Donnerstagabend beschlossen, beim Auswärtigen Amt und beim Kulturstaatsminister um Moderation zwischen den verhärteten Fronten der Gegner und Befürworter des Baus der Elbtalbrücke zu bitten. Habt Ihr noch alle Tassen im Schrank? Das Auswärtige Amt? Nur weil der Weltkulturerbe-Titel der Unesco auf dem Spiel steht? Und die Politik hat nichts Besseres zu tun, als bei dem Kaspertheater auch noch mitzumachen. Er würde sich diesen Bitten nicht verschließen, sagte der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Hans-Joachim Otto (FDP). Das Gremium will auf seiner nächsten Sitzung am 6. September über den Fall beraten und mahnt die Bundesregierung, noch schneller schneller einzugreifen. Hallo? Was kommt als nächstes? Wollt Ihr die Bundeswehr anfordern?

Der Präsident der Deutschen Unesco-Kommission, Walter Hirche, sah in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung ebenfalls in erster Linie den Bund gefordert. „Die Bundesregierung steht in der völkerrechtlichen Verpflichtung, sie hat die Verträge ratifiziert, die Grundlage aller Welterbe-Aktivitäten sind“, sagte er. Die Auffassung, dass diese Verträge für Dresden irrelevant seien, halte er für problematisch. „Wenn das Pariser Welterbe-Büro dergleichen liest, könnte es womöglich dazu übergehen, ab sofort gar keine Anträge mehr aus Deutschland entgegenzunehmen.“ Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Leider sind allein in Sachsen fünf weitere Regionen bekloppt genug, sich ebenfalls für den Welterbetitel bewerben zu wollen.

Wie dem auch sei: In Dresden hat das Regierungspräsidium als zuständige Aufsichtsbehörde am Freitag die sofortige Vergabe von Bauleistungen für den 160 Millionen teuren Brückenzug im Dresdner Elbtal angeordnet. Die Stadt hatte dagegen noch in der Nacht fristgerecht Widerspruch eingelegt. Über einen von der Stadtverwaltung eingereichten Antrag noch einen Bürgerentscheid durchzuführen, wurde am Donnerstag nicht abgestimmt. Im Februar 2005 hatten die Dresdner Einwohner mehrheitlich für die Brücke gestimmt.