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Archiv-Artikel

unterm strich

Zahlen, Bilanzen, Bühnen: Mit 273.000 Besuchern hat das Hamburger Thalia Theater die meisten Zuschauer aller deutschen Bühnen im vergangenen Jahr gehabt. Das rechnet der Focus in seiner aktuellen Ausgabe nach. Das Deutsche Theater in Berlin könne allerdings mit 87 Prozent die höchste Auslastung verbuchen, wenn man die Zahl der verkauften Karten auf die an der Kasse verfügbaren bezieht, so das Münchner Faktenfaktenfaktenmagazin weiter. Damit ist klar, dass Claus Peymann (mal wieder) zu laut gebrüllt hat. Das von ihm geleitete Berliner Ensemble hatte sich kürzlich selbst zum „Theater des Jahres 2006“ erklärt und auf 221.500 Besucher, eine Auslastung von 85 Prozent und einen Kostendeckungsgrad von 30 Prozent verwiesen, einen „im Sprechtheater bisher nicht für möglich gehaltenen deutschen Spitzenwert“. Hasko Weber, Chef des Stuttgarter Schauspiels, das die Kritiker von Theater heute 2006 nach künstlerischen Kriterien zum „Theater des Jahres“ gekürt hatte, wollte sich laut Focus nicht an „Peymanns Vergleichen“ beteiligen.

Die Begründung ist richtig schön kunstkitschig! Matthew Barney (39) zähle zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart, sagte Oberbürgermeister Henning Binnewies noch am Wochenende beim Neujahrsempfang in der Kaiserpfalz bei der Bekanntgabe, dass der Künstler den Kaiserring der Stadt Goslar bekommt. Das ist noch normales Preisgesülze. Aber dann! Die Jury würdigte „einen der großen Symbolisten der letzten 50 Jahre, der als Utopist künstlerische Arbeiten zum Thema der Geschlechtergrenzen erdacht hat“. Der große Symbolist und Utopist soll den Kaiserring in einer Sondersitzung des Goslarer Rats am 6. Oktober entgegennehmen. Vielleicht kommt so ja auch mal Björk in den Harz.