piwik no script img

unterm strich

Das Centre Pompidou feiert dreißigsten Geburtstag. Einst hatte niemand ein gutes Haar an dem genialen von Renzo Piano und Richard Rogers entworfenen Röhrenbau gelassen, der brachial an die Stelle der Markthallen gesetzt wurde. Mit rund 5 Millionen BesucherInnen jährlich gehört die sechsstöckige Kulturmaschine heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs – nach dem Eiffelturm und dem Louvre. Nirgendwo sonst gibt es ein Zentrum, das ein Museum für moderne Kunst, eine ebenso bedeutende Bibliothek sowie ein wichtiges Institut für Elektroakustik (Ircam) vereint. Mit 6.000 BesucherInnen täglich verzeichnet die Bibliothek den größten Publikumserfolg. Die LeserInnen, die im Durchschnitt 24 Jahre alt sind und nicht wie etwa bei der Bibliothek de France zusätzlich zum Studienplatz über eine spezielle Erlaubnis verfügen müssen, bilden tagein, tagaus lange Schlangen. Denn die Bibliothek vermag „nur“ 2.500 BesucherInnen auf einmal zu fassen.

Der Filz funktioniert. Henryk M. Broder erhält den Ludwig-Börne-Preis 2007. Niemand anders als Helmut Markwort war einer der Juroren, und seine bahnbrechend sinnfreie Begründung lautet wie folgt: „Broder ist ein Ludwig Börne von heute: ein freier Geist, der leidenschaftlich und feurig schreibt, oft polemisch und ohne Rücksicht auf Political Correctness, aber immer unabhängig und überraschend.“ Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und soll die Tradition des politischen Feuilletons hochhalten.

Paul Auster attackiert in der Zeit die Regierung der USA und brandmarkt die beiden jüngsten Präsidentschaftswahlen als „gefälscht“. Unfassbar, wie es für ihn ist, dass dieses Land so versage, betrachtet er sich nun als „Zeuge des Untergangs eines Imperiums“. Außerdem plauderte er ein familieninternes Detail aus, das auf seine Weise die Geschichtsläufte illustriert. Seine Großmutter hatte im Jahr 1919 den Großvater erschossen, als dieser gerade auf einer Leiter stehend eine Glühbirne auswechselte. Das Schwurgericht sprach sie frei: Ein Verbrechen aus Leidenschaft galt als nicht sanktionsfähig.

Sidney Sheldon, einer der am häufigsten übersetzten Autoren überhaupt, ist tot. Noch vor zwei Jahren hatte er seinen letzten Roman bzw. Thriller,Der Zorn der Götter“, veröffentlicht. Seine insgesamt 18 Romane wurden weltweit über 300 Millionen Mal verkauft. Mit dem Schreiben hatte er erst mit 50 Jahren begonnen, war zuvor aber auch nicht untätig gewesen. Als Drehbuchautor in Hollywood gehen weltberühmte und auch deutsche Kindheiten bestückende Serien wie „Hart, aber herzlich“ auf sein Konto.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen