unterm strich :
Der renommierte Germanist und langjährige Cheflektor im Hanser Verlag, Herbert G. Göpfert, ist am vergangenen Freitag im Alter von 99 Jahren in München gestorben. Am 22. September hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bekannt wurde Göpfert vor allem als Begründer und Herausgeber der Hanser-Klassikerausgaben. Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium war Göpfert Anfang der 30er Jahre Gymnasiallehrer, seit 1935 Lektor im Verlag Langen-Müller gewesen und hatte literaturkritische Arbeiten veröffentlicht. Nach dem Krieg bekam er Verbindung zu Carl Hanser, dessen Verlag die NS-Zeit mit weltanschaulich neutraler Ingenieurliteratur überstanden hatte und bereits seit 1946 wieder publizieren durfte. Der Münchner Verlag, der nun auch Schöne Literatur verlegen wollte, stellte Göpfert als Lektor ein. Man setzte auf die deutschen Klassiker und die internationale Moderne, den neuen Impulsen in der deutschen Literatur sah man anfangs eher distanziert zu. Göpfert edierte Mörike und Schiller, und erst auf dem Umweg über Frankreich stieß er Ende der Fünfzigerjahre auf Elias Canetti, der bereits 1948 vom englischen Exil aus versucht hatte, mit seinem Werk wieder im deutschen Sprachraum heimisch zu werden. Ende 1964 verließ Göpfert den Verlag und übernahm eine Honorarprofessur an der Münchner Universität.