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Archiv-Artikel

unterm strich

Die 393 rissigen Betonstelen des Holocaust-Mahnmals in Berlin müssen wohl weiter an der schweren historischen Last tragen: Nach Angaben des Architekten Peter Eisenman können sie nicht ausgetauscht werden. Es gebe keinen Kran, der groß genug wäre, um an die Stelen in der Mitte des Feldes heranzukommen, sagte der Architekt. Gleichzeitig warnte er davor, die haarfeinen Risse im Beton zu dramatisieren, „es ist ja nicht so, dass hier alles zerbröselt.“ Er versprach jedoch, mit der zuständigen Ingenieurfirma und der Betonfirma eine Lösung zu finden: „Wir kümmern uns darum.“

Weniger schwer wiegen historische Lasten in Hollywood: Nicht nur, dass Tom Cruise den Grafen Stauffenberg verkörpern will, jetzt wird auch das umstrittene Nazi-Videospiel „Return to Castle Wolfenstein“ verfilmt. In dem Spiel, dessen Vorgängerversion „Wolfenstein 3D“ wegen der Verwendung von Hakenkreuzen und anderen Nazisymbolen Mitte der 90er Jahre in Deutschland beschlagnahmt wurde, geht es um einen US-Kommandanten während des Zweiten Weltkriegs, der ein Agententeam in die Festung Wolfenstein führt, um eine SS-Einheit zu bekämpfen. Um Authentizität geht es dabei nicht, stattdessen spielen fantastische Elemente, okkulte Rituale und Geheimwaffen eine große Rolle. Drehbuch und Regie macht, laut Filmfachblatt Variety, „Pulp Fiction“-Autor Roger Avary.

Tiefer in der deutschen Vergangenheit gräbt der Performancekünstler Jonathan Meese. Mit einer „raumgreifenden Installation“ setzt er sich ab Samstag auf Schloss Neuhardenberg mit dem Umfeld des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. auseinander. „Gundling Meese Erzstaat“ kommentiert die Demütigung des einstigen Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, von Gundling, und so die „geistfeindliche Haltung der Macht“.