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Archiv-Artikel

unterm strich

Zu Zeiten, als die Lektoren im Suhrkamp Verlag noch sehr viel wagen konnten und wollten, also in den 80er-Jahren, erschien das gewaltige Buch „Dessen Sprache Du nicht verstehst“ von Marianne Fritz in diesem Verlag, ein über 3.000 Seiten gehender Monumentalroman; Ende der Neunziger dann die beiden Bände „Naturgemäß I“ und „Naturgemäß II“. Am dritten „Naturgemäß“-Band arbeitete die Autorin, die am Montag im Alter von 58 Jahren in Wien gestorben ist, bis zuletzt.

Ihre Werke sind geprägt von einer radikalen Sprache, von Sprachskepsis und vom Feminismus. Der nun unvollendet bleibende, über Jahrzehnte konzipierte Romanzyklus „Die Festung“ bildet ein großes Panorama der österreichischen Geschichte, ist dabei jedoch alles andere als ein historisches Romanwerk. „Wirklichkeiten werden durch das engmaschige Netz aus Übereinkünften ‚regelrecht‘ Verkleidungen angetan, sie werden ‚förmlich‘ angezogen, umgekleidet, unkenntlich, verzerrt, es wird schwerer, oft fast unmöglich, oft auch nur verzögert, an sie heranzukommen: glatte Sätze, blendend wie Brillanten, gläserne Berge wie Menschen aus Glas, glatte, spiegelartige, angeblich dem Himmel näher wachsende Fastwolkenkratzer, keine Brüche, keine Risse, weithin nur spiegelnde Glätte. Übereinkünften unterordne ich mich dann, wenn sie mich aus irgendwelchen ‚Gründen‘ überzeugen. Aber nicht, WEIL die Übereinkünfte ‚nun einmal‘ gegeben sind“, schrieb sie in den Achtzigerjahren an ihren Lektor. Bereits ihr erster Roman, „Die Schwerkraft der Verhältnisse“, erschienen 1978, wurde mit dem Robert-Walser-Preis geehrt, weitere Literaturpreise folgten.

Das Stadt Theater Wien veranstaltet regelmäßige Lesungen aus ihrem Werk unter dem