unterm strich :
Das Bundesverfassungsgericht gibt morgen seine Entscheidung über das Verbot des Romans „Esra“ bekannt. Das betätigte gestern eine Gerichtssprecherin in Karlsruhe. Der stark autobiografisch gefärbte Roman des Schriftstellers Maxim Biller verletzt nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Juni 2005 das Persönlichkeitsrecht von Billers Exfreundin und deren Mutter. Die beiden Frauen seien in den Romanfiguren Esra und Lale zumindest für ihren Bekanntenkreis erkennbar, befand der BGH. Dagegen hatte Billers Verlag Kiepenheuer & Witsch Verfassungsbeschwerde eingelegt.
In den Wettbüros wird derweil aber über den Ausgang eines anderen Verfahrens spekuliert: Die Zocker setzen bei ihren Wetteinsätzen für die Vergabe des Literaturnobelpreises am Donnerstag in Stockholm vor allem auf Claudio Magris (68) aus Italien. Die Experten halten hingegen eher Ko Un (74) aus Südkorea oder die beiden US-Autoren, Don DeLillo (70) und – wen sonst – Philip Roth (74) für Top-Favoriten. Im letzten Jahr hatte der türkische Autor Orhan Pamuk (55) auf den Wetteinsatz-Listen beim britischen Buchmacher Ladbrokes wie auf den Favoritenlisten der Nobel-Experten ganz oben gestanden. Sollte der Preis am heutigen Donnerstag an eine Frau gehen, werden der in Frankreich lebenden Algerierin Assia Djebar (71) und der Kanadierin Margaret Atwood (67) die besten Chancen eingeräumt.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat zur Eröffnung der 59. Frankfurter Buchmesse mehr öffentliche Investitionen und Engagement für die Bildung gefordert. „Unsere Gesellschaft muss sich intensiver um jene kümmern, die wegen mangelnder Bildungschancen zu Außenseitern zu werden drohen“, sagte Steinbrück laut Redemanuskript am Dienstag in Frankfurt. „Ein materiell und kulturell reiches Land wie Deutschland muss und kann noch viel mehr tun.“
Der Staat setzt nach Steinbrücks Worten dabei auf Stiftungen. Steigende Steuereinnahmen hätten eine Reform des Stiftungsrechts ermöglicht, bei der der Staat jährlich auf rund eine halbe Milliarde Euro Steuern verzichte. Dies werde dem Bundesverband deutscher Stiftungen zufolge noch in diesem Jahr zur Gründung von rund 1.000 neuen Stiftungen führen. „Ich hoffe, dass möglichst viele Stiftungen für junge Menschen bessere Startchancen ins Leben mit organisieren, gerade auch über Bücher und Lesen“, betonte Steinbrück. Wer schon in frühen Jahren Bildungsdefizite habe, der werde sein Leben lang auf der Verliererseite stehen. Gerade das Lesen und das Vorlesen sei für Kinder und Jugendliche enorm wichtig.