piwik no script img

unterm strich

Hilla von Rebay: Sie gehört zu den Künstlerinnen und Kunstförderinnen, deren Namen lange nur in kunsthistorischen Seminaren kursierten, die nicht glauben wollten, dass Männer die besseren Künstler sind. Ihre Biografie wies all die Punkte auf, die das Verdrängen der Künstlerinnen aus der Kunstgeschichte so einfach machten: kein Zugang zum Kunststudium, Selbstzweifel, Rückzug aus der eigenen Praxis zugunsten eines Mannes, Förderung anderer und immer wieder Abschiebung. Spät kommt jetzt eine Ehrung für eine Vergessene: Fast 40 Jahre nach ihrem Tod widmen das Schlossmuseum in Murnau und die Münchner Villa Stuck Hilla von Rebay eine erste umfassende Ausstellung, die zuvor im Guggenheim Museum in New York zu sehen war. Gezeigt werden 140 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Collagen. Vom 8. September an ist das Vermächtnis dieser streitbaren Frau unter dem Titel „Art of Tomorrow: Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim“ zu sehen.

Baroness Hilla Rebay von Ehrenwiesen (1890–1967) durfte als Frau an keiner deutschen Kunsthochschule studieren und lernte in Paris Akt- und Porträtmalerei, bevor sie die abstrakte Form für sich entdeckte. Während des Ersten Weltkrieges begann Rebay mit Papiercollagen. Der Maler Hans Arp, den sie in Zürich kennen lernte, schenkte ihr zwei Bücher von Kandinsky: „Der Blaue Reiter“ und „Über das Geistige in der Kunst“. Davon beseelt, stellte Rebay in ihren Gemälden bunte, sich überlagernde geschwungene Linien, Felder und Punkte zusammen. 1920 zog sich Rebay mit eigenen künstlerischen Arbeiten aus der Öffentlichkeit zurück. Ihre Aufgabe sah sie fortan in der Förderung anderer Künstler.

1928 porträtierte Rebay in New York den Industriellen Guggenheim. Nach langen Gesprächen ließ sich der Mann von ihr überzeugen, sein Geld in moderne Kunst zu investieren. Während der zweiten Hälfte der 30er-Jahre reisten die beiden durch Europa und kauften Werke von Piet Mondrian, Marc Chagall, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Diese Sammlung wurde Grundstock des am 1. Juni 1939 in New York eröffneten „Museum of Non-Objective-Painting“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen