unterm strich :
Wie geht man mit dem Alter um? Wenn man Ingmar Bergman heißt und Filme wie „Das Schweigen“ oder „Fanny und Alexander“ gedreht hat, dann eben Bergman-like. In einem in schwedischen Zeitungen vorab verbreiteten Fernseh- Interview äußerte sich der schwedische Regisseur eher abgeklärt über sein Lebensende: „Ich hoffe, ich habe noch so viel Grips im Kopf, dass ich das Vermögen und die Möglichkeit habe, dies selbst zu planen und zu organisieren.“ Seit dem 1995 sei das Weiterleben für ihn „unerhört gleichgültig“ geworden. Ein wenig schmunzeln könnte man allerdings angesichts der Tatsache, dass sich Bergman vom eigenen Alterungsprozeß regelrecht überrascht zeigt: „Niemand hat davon gesprochen, wie anstrengend das ist“. Mit dem Gedanken an den Tod sei er allerdings versöhnt, so Bergman, der immer noch regelmäßig als Regisseur am Stockholmer Nationaltheater „Dramaten“ arbeitet.
Darauf im medialen Cross-reading noch ein Zitat der acht Jahre älteren Mutter der Nation. Inge Meysel sieht das mit dem Alter etwas lockerer. Jedenfalls empfiehlt sie ganz locker, das Sex-Leben nicht aufs jeweils andere Geschlecht zu beschränken: „Wer nicht bisexuell ist, verpaßt doch das beste. Richtig verliebt war Meysel allerdings zum letzten Mal vor 35 Jahren in ihren zweiten Mann. Danach habe sie nichts „Zweitklassiges“ mehr gewollt. Und „Ich bereue nichts. Ich finde, man hat nur ein Leben und muss alles ausprobieren. Sonst stirbt man doch oder verblödet.“
Und damit wieder zu den hardcore Kultur-Bilanzen. Drei Monate nach seiner Wiedereröffnung unter seinem neuen Intendanten Caus Peymann protzt das vor kurzem noch dahinsiechende Berliner Ensemble wieder mächtig rum: Die vergangenen 104 Vorstellungen seien von 51000 Zuschauern besucht worden, teilte das Theater in seiner „außerordentlich positiven“ Bilanz mit. Das entspreche einer Auslastung von 90, 3 Prozent. Zum Vergleich führte das BE an, dass die Einnahmen zwischen 1995 und 1999 in vergleichbaren Monaten durchschnittlich unter 600 000 Mark gelegen hatten. Durchschnittliche Auslastung: Rund 60 Prozent. Man kann sich direkt vorstellen, wie Peymann die Zahlen auf eine schicke Skala einträgt und den steilen Pfeil hinter seinem Schreibtisch aufhängt - wegen der Signalwirkung. Wo doch jeder Theaterdirektor heutzutage sowas wie ein kleiner Konzernchef ist. Hört sich angesichts des neuen Kultursenators auch ein bißchen streberhaft an. Und natürlich wäre man neugierig gewesen, die Zahlen im Verhältnis zu den Subventionen zu lesen, aber weiter so! Würde keinen wundern, wenn das BE demnächst vielleicht sogar mit Peymann-Aktien an die Börse geht.
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