unterm strich:
Kein französischer Regisseur hat so gute und so schlechte Filme gedreht wie Claude Chabrol. Und kein anderer Regisseur hat so maliziös hinter die verlogene Fassade des französischen Bürgertums geblickt wie Chabrol in seinen drei vielleicht besten Filmen: „Die untreue Frau“, „Das Biest muss sterben“ und „Der Schlächter“. Na gut, später hat er immer mal wieder Peinliches abgeliefert. Andererseits machte Chabrol über seinen Hang zu Auftragsarbeiten nie einen Hehl und gab immer sehr ehrlich über die eigenen Schlampereien Auskunft. Nach einer etwas konventionell dahindümpelnden Phase meldete er sich Anfang der Neunziger mit einem revolutionären Knall zurück: „Biester“ mit den Underdogs Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert, die gemeinsam eine blasiert-bourgeoise Familie niedermetzeln – zu Mozarts Don Giovanni. Ein bisschen gleicht Chabrol seinem Lieblingsphilosophen Friedrich Nietzsche: Sich selbst und die Welt kann er letztlich nur als ästhetisches Phänomen ernst nehmen. Wahrscheinlich empfiehlt er deshalb bei Interviews gern seinen Lieblingswein des Jahres und verschwindet bei Filmfestivals um die Mittagszeit regelmäßig zwei Stunden in den besten Restaurants der Stadt. Heute wird der Mitbegründer der Nouvelle Vague 70 Jahre alt. Glückwunsch, Claude! Wir freuen uns schon auf den nächsten Film: „Danke für die Schokolade“.
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