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unterm strich

Nein, „wir stellen keine Zeitungstexte ins Internet“, hieß es früher immer auf der Homepage der FAZ. Die Begründung: „Wir lesen sie ja auch nicht im Radio vor.“ Gut gegeben, FAZ, dachte man damals und staunte über den mutigen Spagat zwischen großen Zukunftseuphorien im FAZ-Feuilleton auf der einen und lächerlich-konservativer Internetverachtung auf der anderen Seite. Auch die immer windigeren Erklärungen, man wolle das in Frankfurt eben einfach richtig, richtig gut vorbereiten, könne sich Flops nicht leisten und wolle vor allem viel besser werden als der Internetauftritt des großen Feindblattes aus München, waren mit der Zeit nicht mehr recht glaubhaft.

Na und gestern, gestern war also der große Tag: Die „FAZ“ geht ins Netz. Und alle sollten es wissen. Auf Seite eins preist man sich an. Auf Seite sechzehn stellt man sich stolz halbseitig vor. Die FAZ im Netz. Die FAZ im Netz. Und dann: funktionierte gar nichts. „Ganz Deutschland wählt unsere Seite an“, erklärt die etwas ratlose Dame einer eigens eingerichteten „FAZ-nicht-im-Netz-Hotline“. Die Technikabteilung war komplett unerreichbar, die Redaktion fiel durch Schweigen auf. Und ganz Deutschland lachte: Der wohl am gründlichsten vorbereitete Internetauftritt der Zeitungsgeschichte ist gründlich misslungen.

In Wien, da hat man noch Manieren. Und wenn Christoph Schlingensief nicht da ist, kann man sich dort auch einigen. Selbst Künstler, Stadtväter und der Mann auf der Straße. „Die Presse“ bestätigte das gestern durch die auf den ersten Blick etwas zweideutige Mitteilung, in Wien werde von nun ab „abwechselnd gegraben und gefiedelt“. Wobei es nicht um das örtliche pubertäre Liebeswerben geht, sondern um den aktuellen U-Bahn-Bau, der sich unglücklicherweise in unmittelbarer Nähe zur Heimstatt der Wiener Philharmoniker vollzieht. Schon hat sich das Gebäude um 17 Millimeter abgesenkt, Risse sind in den Wänden aufgetreten. Das sorgte für unangenehme „Zwischentöne“, wie uns mit österreichischem Sprachwitz kolportiert wird. Um des lieben Friedens willen soll von nun an jedoch nicht mehr während des Musikbetriebes gebaut werden.

Einigung auch in Bonn: Mit dem Verkauf von Georg Baselitz’ „Sandteichmann“ aus der Kollektion des Kunstmuseums der Stadt Bonn an die örtliche Stadtsparkasse soll das Defizit gedeckt werden, das mit der Ausstellung „Zeitenwende“ eingefahren wurde. 400.000 Mark erhält das Museum und dazu das Bild als Dauerleihgabe. „Vermögensverlagerung“ nennen das die einen, „Tabubruch“ die anderen, darunter der Museumschef Dieter Ronte.

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