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unterm strich

Die Dichter sterben aus: Am Dienstag erlag José García Nieto nach Angaben des staatlichen spanischen Rundfunks RNE im Alter von 87 Jahren in Madrid einer längeren Krankheit. Der Autor hatte die Literaturzeitschrift „Garcilaso“ gegründet und 1996 den berühmtesten Literaturpreis des Landes, den Cervantes-Preis, erhalten.

75 Jahre alt wurde der amerikanische Poet A. R. (Archie Randolph) Ammons. Der Lyriker und Universitätsprofessor, der seine ersten Werke auf Kriegsschiffen im Zweiten Weltkrieg schrieb, starb an einem Krebsleiden. Wegen ihrer Art des Umgangs mit Natur und Seele wurden in seinen Gedichten Anklänge an Ralph Waldo Emerson und Walt Whitman bemerkt.

Dass es mit der Sprache abwärts geht, bei so vielen Todesfällen, ist klar. Obwohl Gott sei Dank kein deutscher Dichter gestorben ist, ist die deutsche Sprache ganz besonders gefährdet. Das hören wir von Bundespräsident Johannes Rau und von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die beide wiederholt vor einem zu großen Anteil von Anglizismen und Amerikanismen in der deutschen Sprache warnen. Der Berliner Innensenator Eckart Werthebach hat sogar ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache gefordert. Diesem Wahnwitz hat die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft ein Abfuhr erteilt. „Ich finde solche sprachpuristischen Vorschläge unangemessen“, sagte die Verbandsvorsitzende Angelika Redder vor Beginn der Jahrestagung der Gesellschaft in Leipzig, „Sprachen leben von Sprachkontakten und Begegnungen.“ Lateinische und französische Fremdwörter hätten die deutsche Sprache in der Vergangenheit immer wieder bereichert. Jetzt passiert es eben mit englischen Wörtern und Redewendungen. Shit happens.

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