unterm strich:
Na, ganz so schlimm kann es ja wohl nicht stehen mit dem deutschen Film: Maria Speths „In den Tag hinein“, ein Spielfilm der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) „Konrad Wolf“ hat beim renommierten und bekanntermaßen formal äußerst anspruchsvollen Internationalen Frauen Film Festival von Creteil das Rennen gemacht. Das alljährlich in dem Pariser Vorort stattfindende Festival wurde in den 70er-Jahren durch seine fröhliche Militanz berühmt und gilt nach wie vor als Talentschmiede und international wichtigstes feministisches Festival, ohne von seinen Beiträgen krampfhaft frauenbewegte Inhalte zu fordern. Die Regiestudentin Maria Speth gewann für ihren Abschlussfilm, der bereits auf dem Nachwuchsfilmfestival in Saarbrücken zu sehen war, im Wettbewerb den mit 25.000 Franc dotierten Großen Preis. „In den Tag hinein“ übernimmt den zugleich orientierungslosen und erlebnishungrigen Lebensrhythmus seiner 22-jährigen Heldin. Sie stürzt sich in das Nachtleben Berlins und schwankt in der Liebe zwischen einem Schwimmprofi und einem japanischen Studenten, mit dem sie vozugsweise auf dem Fahrrad durch die Tunnels der Stadtautobahn fährt. Dabei gibt es kaum Dialoge, und das Innenleben der Heldin kommt durch merkwürdig aggressive Einbrüche zutage: Als sie sich von einem Liebhaber zu wenig beachtet fühlt, zündet sie kurzerhand ein Regal in seiner Wohnung an. Der kühl ausgeleuchtete Film, in dem die moderne Berliner Architektur aus einer befremdlichen Distanz gefilmt ist, wird in Deutschland auch im Kino zu sehen sein. Maria Speth gewann übrigens schon den 3sat-Förderpreis 1999 für ihren Kurzfilm „Barfuß“. „In den Tag hinein“ ist ihr erster Langfilm.
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