unterm strich:
Berlin kann aufatmen, der Chef bleibt. Er geht nicht nach Amerika, und er schmollt auch nicht mehr. Denn siehe da: Der 2002 auslaufende Vertrag von Daniel Barenboim als künstlerischem Leiter der Berliner Staatsoper soll nun doch endgültig verlängert werden. Das kündigte gestern Berlins Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) vor dem Theaterausschuss des Abgeordnetenhauses an. Er sprach von einer „Lex Barenboim“ in Zusammenhang mit den vom Bund zusätzlich bewilligten 3,5 Millionen Mark jährlich für Barenboims Staatskapelle. So viel Entscheidungsfreude ist bei Berlins Kulturverwaltern selten. Vielleicht hat sich Stölzl Barenboims Klage in der Berliner Morgenpost zu Herzen genommen. Dort war der Dirigent am 8. April mit den Worten zitiert worden: „Der Senat ist nach wie vor der alte West-Senat. 1989 wollte und konnte man keine Prioritäten setzen. Man wollte alles behalten, das war richtig und verständlich. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man Prioritäten setzen muss. Das erfordert viel Mut.“
Mut zu sauberen Lösungen hat auch das amerikanische Fernsehen. Die „Royle Family“, eine britische Sitcom, wird für die US-Fassung entschärft. „Wir möchten die Familie sehr gerne als britische haben, müssen aber ein paar Einschränkungen machen“, erklärte Maya Forbes, Drehbuchautorin der CBS-Serie. Deshalb dürfen die Royles in Amerika nicht „Jesus Christ!“ sagen, sie dürfen nicht rauchen, ohne auf Gefahren des Rauchens hinzuweisen; und sie werden auch nicht als purer White Trash präsentiert. Stattdessen wurde ein Afroamerikaner hinzugenommen, weil dem CBS-Team die Idee besser gefiel, „dass Schwarze und Weiße gemeinsam vor dem Fernseher sitzen“. Ob damit die Couchpotatoes des britischen Originals gemeint sind oder die neue Zielgruppe, dürfen Sie selbst raten, liebe LeserInnen.
Die Sarajevo-Haggada, eine mittelalterliche traditionelle Handschrift zur jüdischen Passah-Feier, soll Unesco-Kulturerbe werden. Die UN-Kulturorganisation hat beschlossen, die wertvolle Pergamentausgabe aus dem 14. Jahrhundert zu restaurieren und bis Herbst einen Ausstellungssaal auf UN-Kosten im Nationalmuseum von Bosnien-Herzegowina zu errichten, berichtete die israelische Zeitung Haaretz. Das zu den kostbarsten hebräischen Handschriften zählende Pergament ist reich illustriert und stammt aus Spanien. Nach der Vertreibung der Juden im Jahr 1492 kam die Schrift mit jüdischen Flüchtlingen in das damals türkische Sarajevo. Während des Bürgerkrieges war sie in einem Safe der bosnischen Zentralbank untergebracht.
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