unterm strich:
Holzauge, sei wachsam: In Berlin gibt es neue Pläne für die Nutzung des Schiller Theaters. Theaterautor Florian Havemann, Sohn des 1982 gestorbenen DDR-Regimekritikers Robert Havemann, und Stella-Aufsichtsratschef Peter Schwenkow planen eine Neuinszenierung von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ als Musical. Nun ist es so, dass Musicals in Berlin nicht eben mit Erfolg gesegnet sind, wie zuletzt das ins Trudeln geratene Theater des Westens zeigte. Schwenkow jedoch setzt auf den Heimvorteil der 1928 am damaligen Theater am Schiffbauerdamm, dem heutigen Berliner Ensemble, uraufgeführten „Dreigroschenoper“: „Wer nach Paris fährt, geht ins Moulin Rouge oder in den Lido, wer nach Barcelona fährt, sieht sich eine Flamenco-Show an, und wer nach Berlin kommt, der sollte sich die ‚Dreigroschenoper‘ ansehen.“ Zwar kommt der Flamenco aus Andalusien und nicht aus Katalonien, aber so genau nimmt man’s bei der Stella eben nicht. Auch dass weder ein Marlene-Musical am Ku’damm noch der „Blaue Engel“ am Theater des Westens hielten, was man sich vorher von ihnen versprochen hatte, hat man beim Musical-Giganten wohl vergessen.
Sehr genau nehmen es hingegen normalerweise die Brecht-Erben. Für dieses Projekt mit Klaus Maria Brandauer als Mackie Messer und Nina Hagen oder Ute Lemper als Seeräuber-Jenny sowie dem Brecht-Schwiegersohn Ekkehard Schall als Peachum sollen sie jedoch ihr grundsätzliches Einverständnis signalisiert haben. Unklarheit herrscht über die Produktionskosten: Havemann tippt auf zehn Millionen Mark. Entschieden, das betonte die Berliner Kulturverwaltung, ist jedoch noch gar nichts: Es gibt sieben Bewerber für das 1993 als Staatliche Bühne geschlossene Haus, das demnächst verkauft werden soll.
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