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unterm strich

Gestern wurde zum ersten Mal in seiner 250-jährigen Geschichte das British Museum in London bestreikt. Die Belegschaft des Museum protestierte auf diese Weise gegen die Entlassung von 150 Beschäftigten. Damit hatte die Leitung des Museums auf die finanzielle Krise der Institution reagiert. Das Defizit beträgt derzeit 5 Millionen Pfund, also rund 8 Millionen Euro. Der Gewerkschaftssprecher Terry Adams warf der britischen Regierung am Montag vor, einer „großartigen kulturellen Einrichtung langsam das Wasser abzugraben: „Weltklasse-Museen können nicht allein durch Souveniershops und Cafés finanziert werden.“

Großzügig erweist sich derweil die britische Königin Elizabeth II. Bei den traditionellen Ehrungen zu ihrem Geburtstag hat sie in diesem Jahr auch die Bereiche Theater und Kunst bedacht. Der Regisseur Trevor Nunn, Leiter des National Theatre, und der Pop-Art-Künstler Peter Blake, der mit dem Plattencover des Beatles-Albums „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ bekannt wurde, dürfen sich von nun an mit „Sir“ anreden lassen. Auch den Dramatiker Harold Pinter möchte die Queen beglücken – mit einer Medaille, die ihn für seine Verdienste um die Literatur auszeichnet. Pinter hatte es Anfang der Neunzigerjahre bereits abgelehnt, unter der konservativen Regierung von John Major den Adelstitel „Sir“ anzunehmen. Allerdings ist Pinter auch nicht wirklich ein Anhänger der Regierung Blair: In den letzten Jahren hatte er vor allem die Bombenangriffe der Nato auf Serbien und das amerikanisch-englische Vorgehen gegen Afghanistan öffentlich heftig kritisiert.

Der jüdische Schriftsteller und Satiriker Ephraim Kishon hat sich nun auch noch zur Möllemann-Debatte geäußert: Es sei für ihn als Israeli erfreulich, dass die deutsche Öffentlichkeit fast einstimmig auf die Kampagne des stellvertretenden FDP-Bundesvorsitzenden mit der Reaktion „So geht es nicht“ geantwortet habe, sagte Kishon. Es sei ein grober Fehler gewesen, die politische Zukunft auf Antisemitismus aufbauen zu wollen. Gleichzeitig warf Kishon dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki vor, seine Werke totzuschweigen – obwohl er immerhin der meistgelesene Satiriker aller Zeiten sei. Kishon stellte auch gleich Überlegungen an, worin die Ignoranz Reich-Ranickis wohl begründet sein mag: Ein möglicher Grund, so Kishon, sei ein Israel-Komplex des Literaturkritikers. Reich-Ranicki sei nach dem Holocaust mit der Absicht nach Deutschland gekommen, Teil der deutschen Literatur zu werden. Er selbst, sagte Kishon, stehe dagegen für jemanden, der in einen jüdischen Staat gegangen sei.

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