unterm strich:
Theatermacher Claus Peymann hat zum Rundumschlag ausgeholt. „Gegen die Dummheit des Premierenpublikums ist kein Kraut gewachsen“, sagte der Regisseur der Welt am Sonntag, nachdem seine Uraufführung von Peter Turrinis „Da Ponte in Santa Fe“ bei den Salzburger Festspielen ausgebuht worden war. Zur durchwachsenen Kritikerresonanz seiner Arbeit als Intendant des Berliner Ensembles sagte er: „Die Kritiker sollen mich – entschuldigen Sie bitte – am Arsch lecken.“ Er werde seit drei Jahren verrissen, „und die Bude ist voll“. Über seinen Züricher Kollegen Christoph Marthaler sagte er: „Es gibt andere Theater, wie etwa in Zürich, von denen die Kritiker völlig aus dem Häuschen sind und kein Aas geht hin.“ Auch an jungen Theatermachern ließ er kein gutes Haar, weil deren Produktionen „manchmal nur mühsam von Laienspiel“ zu unterscheiden seien. Vergleichsweise freundliche Worte fand Peymann, der seinen Vertrag als Intendant diese Woche verlängert hatte, für seinen Berliner Konkurrenten Frank Castorf: „Der Castorf macht viel Scheiße und ab und zu auch wieder eine gute Aufführung. Da geht es ihm ähnlich wie mir.“
Derweil kritisierte der Münchner Intendant Frank Baumbauer das zur Zeit in Theaterkreisen heftig diskutierte „Weimarer Modell“, wonach Bühnenmitarbeiter auf einen Teil ihres Einkommens zur Rettung ihres Theaters verzichten: Die Solidarität der Mitarbeiter habe ein Verfallsdatum, warnte Baumbauer und riet, die Mittel und Möglichkeiten der Theater optimal einzusetzen: „Es ist eine öffentliche Aufgabe, Theater als Lebensmittel anzubieten, ohne auf dem Buckel der Mitarbeiter zu sparen.“ Sinnvoll, so Baumbauer, könnten allerdings Fusionen und Kooperationen sein.
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