unterm strich:
Ein Fall von Reliquienschändung? Das Turiner Grabtuch, in das nach katholischer Überlieferung der gekreuzigte Jesus gehüllt worden ist, sei jedenfalls kaum mehr wiederzuerkennen, wundern sich italienische Zeitungen: zahlreiche Flicken wurden im Laufe der Restaurierungsarbeiten, die jetzt abgeschlossen sein sollen, entfernt. „Das Aussehen des Grabtuches hat sich erheblich verändert“, bestätigte auch der für das Tuch zuständige Experte Gian Maria Zincone: Die Maßnahme sei aber nötig gewesen, weil die Flicken die Spannung des Tuches erhöht hätten, sagte er. Die teilweise mehrere Zentimeter großen Stoffteile wurden 1532 nach einem Brand von Nonnen über die angeschwärzten Stellen des Tuches genäht. Die Arbeiten waren unter der Leitung einer Schweizer Expertin im Turiner Dom vorgenommen worden, wo das Tuch aufbewahrt wird, die italienische Öffentlichkeit war darüber jedoch nicht informiert. Wäre es nicht ohnehin einfacher gewesen, ein neues Grabtuch zu nähen? Gemerkt hätte es sicher ohnehin keiner. Zuletzt war das alte Grabtuch im Jahr 2000 öffentlich zu sehen gewesen. In naher Zukunft ist dagegen keine neue Ausstellung der Reliquie geplant: Möglicherweise werde das 4,37 Meter lange und 1,11 Meter breite Grabtuch wohl erst im Jahr des Herrn 2025 wieder gezeigt, heißt es in italienischen Zeitungen.
Man kann nicht behaupten, dass die Grünen in Sachen Kulturpolitik aus einem Mund sprechen. Da hat sich Antje Vollmer unlängst für die Einrichtung eines Bundes-Kulturministeriums ausgesprochen, weil Künstler auch auf Bundesebene geeignete Ansprechpartner bräuchten, wie die kulturpolitische Sprecherin der Grünen meint. Schon schießt ihr Parteifreund, der nordrhein-westfälische Kulturminister Michael Vesper, quer: „Ein Bärendienst für Kunst und Kultur in Deutschland“ sei diese Forderung, ließ er am Samstag seiner Kollegin über dpa ausrichten. Wenn Kompetenzen und Etat des 1998 eingeführten Kulturstaatsministers in einem Bundesministerium lägen, „dann wäre das ein lächerlich kleines Haus, das im Konzert der anderen Ministerien vollkommen bedeutungslos wäre“, sagte er. Mit Julian Nida-Rümelin als Kulturstaatsminister habe „die Kultur eine Lobby in Berlin“, betonte Vesper: „Alles, was man drüber hinaus macht, wird die Kultur eher schwächen“. Bei einer Anbindung der Kultur an das Wissenschaftsministerium drohe diese, unterzugehen. Und andere Aufgaben – wie etwa die auswärtige Kulturpolitik – seien dagegen beim Auswärtigen Amt gut aufgehoben. Besser wäre es deshalb, „den Stand zu sichern, den wir jetzt haben“, findet er.
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