unhaltbare Zustände : Wenn das Chaos regiert
100 Tage Einarbeitungszeit stehen nicht nur einer neuen Bundesregierung zu. Die Fairness gebietet, dass eine solche Schonfrist auch den Berliner Arbeitsämtern gewährt wird. Im Zuge der Hartz-IV-Reform zog die Arbeitsverwaltung in Windeseile in jedem der zwölf Bezirke ein Jobcenter hoch. Dass ein derart umfangreicher Umbau nicht reibungslos verläuft, leuchtet ein. Doch die aktuelle Situation in den Berliner Arbeitsagenturen und Jobcentern hat damit nichts zu tun.
Kommentar von Ulrike Heike Müller
Viele Mitarbeiter in der Arbeitsverwaltung sind inzwischen verunsichert und frustriert. Sie erhalten ständig neue Anweisungen. Oft weiß ein Mitarbeiter nicht, welche Aufgaben sein Kollege hat. Behörden und Institutionen, die mit den Arbeitsämtern zusammenarbeiten müssen, haben die gleichen Probleme wie Arbeitslose: Sie können ihre Anfragen nicht zeitnah klären.
Bei der zuständigen Leitung heißt es lapidar, das Ausmaß der Probleme könne nicht nachvollzogen werden. „Untertauchen“ lautet also das Motto. Dieser Zustand ist nicht haltbar. Würde ein Privatunternehmen so agieren – es wäre gnadenlos dem Untergang geweiht. Aber bei einer Behörde geht so ein Verhalten noch immer durch. Das ist wirklich ein Skandal.
Die Leidtragenden sind vor allem die Arbeitslosen. Denn in der Regel kommen sie gegen die Amtsmühlen nicht an. Es gehört eine ordentliche Portion Durchsetzungsvermögen dazu, sich im Dschungel der Arbeitsverwaltung zurechtzufinden und den Mitarbeitern Paroli zu bieten. Welcher Betroffene kann so etwas schon?
Die Berliner Arbeitsverwaltung sollte diese Konzeptionslosigkeit schnellstens beenden. Das Urteil ist hart, aber das kann nur ein professionelles Management umsetzen.