ulrich nußbaum, bald wieder Finanzsenator : Ein Bremer an der Spree
In Bremen waren es gestern gleich zwei gute Nachrichten: Hubert Schulte (SPD), der Chef der Senatskanzlei, bleibt in Bremen, er geht nicht als neuer Finanzsenator nach Berlin. Und zweitens: Den Posten soll Ulrich Nußbaum (parteilos) bekommen, der in den Jahren 2003 bis 2007 Bremer Finanzsenator war.
Nußbaum hatte nach der letzten Wahl im Jahr 2007 auf einen Posten im Senat verzichtet – offiziell, weil er sich nicht von dem Landesvorsitzenden per Post drängen lassen wollte, in die SPD einzutreten. Als starkes Motiv wurde immer auch vermutet, dass Nußbaum gern Finanzsenator geblieben wäre, dieses Amt beanspruchten die Grünen aber in dem neuen rot-grünen Senat für sich – obwohl doch Nußbaum eher als „Rot-Grüner“ wahrgenommen wurde. Als „Grüßaugust“-Senator für Wirtschaft fühlte er sich jedoch unter Wert gehandelt – und ging. Ohne aber in der Privatwirtschaft wieder anzukommen.
Während Nußbaum am Anfang damit kokettiert hatte, dass er nur auf Zeit in die Politik schnuppern wollte, suchte er in den letzten beiden Jahren mehr den politischen Kontakt als das für einen Unternehmer typisch ist. Hat der Unternehmer Nußbaum Blut an der Politik geleckt? Er habe „Lust auf Gestaltung“, sagt er. Und da ist die Aufgabe in Berlin sicherlich größer und damit reizvoller als die in Bremen.
Amtsvorgänger Thilo Sarrazin (SPD) hat kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um im Streit um die öffentliche Meinung über die Finanzlage der Stadtstaaten gegen Bremen zu polemisieren. Der hanseatisch-zurückhaltende Nußbaum wird, so hofft man an der Weser, nicht mehr so laut gegen Bremen poltern.
Aus einem zweiten Grund wird Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) den ehemaligen Finanzsenator, der damals vergeblich auf eine Klarstellung des Regierungschefs gewartet hatte, gelobt haben: Hubert Schulte, Chef der Bremer Senatskanzlei, war auch im Gespräch für Berlin. Schon in Hamburg war sein Name als senatorabel für den Fall eines SPD-Wahlsieges genannt worden. Böhrnsen wird alles dafür getan haben, dass sein zuverlässiger Steuermann bleibt. KLAUS WOLSCHNER
Fotohinweis:ULRICH NUSSBAUM, 51, wäre gern Bremer Finanzsenator geblieben – jetzt wird er es in Berlin FOTO: DPA