trend zu privatschulen : Fatal für das Schulsystem
Immer mehr Eltern entscheiden sich, ihre Kinder auf private und freie Schulen zu schicken. Die Ergebnisse der internationalen Schulvergleichsstudie Pisa wie auch die der jetzt veröffentlichten OECD-Untersuchung verstärken diesen Trend, der zur Sorge Anlass gibt. Denn der Run auf diese Art Sonderschulen zeigt: viele Eltern vertrauen der öffentlichen Schule nicht mehr.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
So verständlich diese Abstimmung mit den Füßen individuell ist, so fatal ist sie für das Schulsystem insgesamt. Je mehr aufgeweckte Schüler und damit engagierte Eltern die öffentlichen Schulen verlassen, desto mehr verlieren diese an Attraktivität. Dabei sind, etwa in Prenzlauer Berg, nicht nur Wohlhabende unter den Fans nichtstaatlicher Schulen. Wer alternatives Lernen ermöglichen will, kratzt die letzten Euro zusammen. Das beweist: vielen Eltern ist die Bildung ihrer Kinder enorm wichtig. Sie sind bereit, dafür etwas zu tun. Im besten Fall sollte diese Energie zum Wohle aller genutzt werden – viele Elterninitiativen auch an staatlichen Schulen weisen in die richtige Richtung.
Letztlich aber ist es schwer, in einem auf Auslese – und nicht auf Integration von Arbeiter- und nichtdeutschen Kindern – angelegten Schulsystem egalitäre Ansätze zu entwickeln. Die Schule ist dabei nur das Spiegelbild der Gesellschaft. So ist es schon begrüßenswert, dass Berlin an der sechsjährigen Grundschule festhält, Betreuungs- und Ganztagsangebote ausbauen will. Um das Vertrauen der Eltern zurückzugewinnen, reicht das aber bei weitem nicht.