tonspur : Sport für die Ohren
Eigentlich hat mich Sport nie interessiert. Bloß ein einziges Mal im Leben habe ich mich schnell bewegt: Als ich vom Wohnzimmerschrank stürzte. Seitdem achte ich darauf, mich nicht von der Stelle zu rühren. Ist ja auch besser für den Empfang. Aber Sport kann auch schön sein. Nicht diese hektischen Fußball-Bundesliga-Konferenzschaltungen, die schlagen mir auf die Röhren. Nein, Sendungen, die sich um ganz andere Aspekte der Leibesübungen kümmern – abseits von Toren, Zeiten, Weiten.
So schickten die Redakteure von „NachSpiel“, das immer sonntags im Deutschlandradio läuft, Autor Joachim Scholl los, in Bibliotheken zu turnen.
Herausgekommen ist eine bunte Bibliografie der Sportliteratur – mit großen Namen wie Ror Wolf und F. C. Delius (Fußballfans) oder Ernest Hemingway und Bertolt Brecht (Boxbesessene). Brechts Leidenschaft für punchende Männer im Ring sei die Leidenschaft für das „Drama des Leistungssports“, denn dahinter verberge sich die Tragödie der menschlichen Existenz: Leben oder Tod, so Autor Scholl.
Hilfestellung erhält er von durchtrainierten Fachmännern: Rainer Moritz, Helmut Böttinger, Uwe Wittstock – alles Literaturwissenschaftler mit Sportabzeichen. Und von kuriosen O-Tönen aus dem sportiv-literarischen Radioarchiv. Zum Beispiel Günter Netzer, der eine Passage aus Peter Handkes „Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter“ vorträgt – Fußball spielen konnte er besser als lesen. Oder das „Concerto in Koch minor“ der amerikanischen Band The Sparks zu Ehren des Fußballreporters Günter Koch: „So schön kann Fußball sein, Kopfball auf der Linie, liebe Freunde, was wollen wir mehr, Theater gehört auch zum Fußball.“ („Körper am Limit, Geist im Rausch – Sport und Literatur“, Sonntag, 17.30 Uhr, DLR)
Auch der Deutschlandfunk kümmert sich regelmäßig um Sport am Spielfeldrand und berichtet auch mal über Doping oder Frauen im Sportjournalismus. (Montag bis Freitag, jeweils 22.50 bis 23.00 Uhr, Samstag und Sonntag, jeweils 19.10 bis 20.00 Uhr)
Mein Kumpel Fernseher, der übrigens genauso unsportlich ist wie ich, ist ein bisschen neidisch auf mich. Ja, es gab auch mal im Fernsehen so was. „Sport-Spiegel“ im ZDF oder „Sport unter der Lupe“ im SWR, aber die Sendungen wurden leider abgesetzt. „Schade“, seufzte er. Und er tat mir ein bisschen leid. VERONA VON BLAUPUNKT
(Frequenzprobleme? Hilfe im Internet unter www.ukwsender.de)