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Archiv-Artikel

tilmann buddensieg Blick aufs Alltägliche

Die Geschichte des Designs ist bis heute ein nur lückenhaft erschlossenes Terrain in der Kunstgeschichte. Dass in dieser Disziplin überhaupt ein versierter Blick auf die Alltagskultur geworfen und auch der Zusammenhang mit geistesgeschichtlichen Bewegungen hergestellt wurde, ist Tilmann Buddensieg zu verdanken.

Den Anfang setzte er mit dem Grundlagenwerk „Industriekultur“ (1979), in dem er das Schaffen des Architekten Peter Behrens für die AEG über die berühmte Turbinenhalle in Moabit hinaus betrachtet –gefördert von Emil Rathenau hat Behrens, was wenig bekannt ist, auch Gebrauchsgüter entworfen. Andere Schriften Buddensiegs folgten, wie etwa „Die nützlichen Künste“ (1984) oder „Villa Hügel. Das Wohnhaus Krupp in Essen“.

Nach Ordinaten an der FU Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ist Buddensieg, seit 1993 emeritiert, nun Honorarprofessor an der HU. Er ist freilich alles andere als ein Theoretiker: Während des Gesprächs nimmt er immer wieder Gläser von Wagenfeld oder Geschirr von Trude Petri in die Hand, um das Sinnliche des Objekts zu erfassen.

Vor einigen Tagen feierte Buddensieg seinen 75. Geburtstag. Als gebürtiger Berliner nimmt er nach wie vor zu aktuellen Fragen Stellung, was in „Berliner Labyrinth, neu besichtigt“ (1999) und auch in Zeitungsessays nachzulesen ist. Seine jüngste Schrift ist „Nietzsches Italien“.