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Archiv-Artikel

theater-notlagentarif Blauäugigkeit und blaue Augen

Nach monatelangen Verhandlungen ist der Notlagen-Tarifvertrag für das Theater endlich abgeschlossen – sind die Beschäftigten mit einem blaue Auge davon gekommen? Nein. Zwar mag man den Verzicht auf 5.700 Euro brutto pro Nase zu Gunsten der finanziellen Sanierung des Hauses für verschmerzbar halten – wobei man nicht vergessen darf, dass ein Fünftel der MitarbeiterInnen nur 1.550 Euro brutto im Monat verdient.

Kommentar von Henning Bleyl

Der erste Schlag in die Magengrube aber war die unsägliche Art und Weise, mit der die Arbeitnehmervertreter an den Verhandlungstisch gezwungen worden waren: die Insolvenzdrohung seitens des Kultursenators, verbunden mit einer wochenlangen Rufmord-Kampagne in der Öffentlichkeit. Wer das – in der Tat zum Teil recht starre – Tarifsystem der deutschen Stadttheater flexibiliseren will, sollte das verträglicher einfädeln.

Darum nämlich geht es: Die mit sechs Jahren beispiellos lange Laufzeit des „Notlagentarifvertrages“ zielt auf die generelle Loslösung von der Tarifbindung, wofür das Weimarer Theater bereits als Vorbild steht. Insofern ist die Erwartung des Verdi-Verhandlungsführers, 2012 zum bisherigen TVöD zurückzukehren, reichlich illusionsgenährt.

Immerhin muss als Erfolg gelten, dass der öffentliche Zuschuss bei kontinuierlich steigenden Kosten nur moderat gesenkt wird. Wichtig ist auch, dass das bisher bei 185.000 Euro liegende – bilanztechnisch höchst insolvenzanfällige! – Eigenkapital des Theaters auf die zwei Millionen angehoben wird, die bei einem Gesamthaushalt von 28 Millionen betriebswirtschaftlich als unterste Grenze angesehen werden.