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Archiv-Artikel

tempodrom Die alternative Bankgesellschaft

Irgendwie kommt einem das bekannt vor. Da läuft ein Unternehmen aus dem Ruder, meldet immer wieder neuen Finanzbedarf an, und das Land Berlin sieht keine andere Möglichkeit, als immer wieder zuzuschießen. Auch die Gründung dieses Unternehmens war bereits mit öffentlichen Mitteln auf den Weg gebracht worden. Hinzu kommt noch eine Risikobürgschaft in Millionenhöhe. Nur, dass es sich bei besagtem Unternehmen diesmal nicht um eine Bank, sondern um eine Kultureinrichtung handelt.

Kommentar von UWE RADA

Ist es also zulässig, vom Tempodrom als alternativer Bankgesellschaft zu sprechen?

Noch vor drei Jahren hätte dies keiner behauptet. Damals musste das Zelt im Tiergarten dem Neubau des Kanzleramts weichen und eine öffentliche Beteiligung beim Neubau für den alternativen Veranstaltungsort stand außer Frage. Doch dann wurde aus alternativ mondän, die Kosten begannen zu explodieren, es wurden zu wenig Stiftungsmittel gesammelt und unhaltbare Verträge mit den Pächtern geschlossen. Das Tempodrom erwies sich als Fass ohne Boden, und der Bausenator stand vor der Wahl, sein Prestigeobjekt fallen zu lassen oder erpressbar zu werden.

Auch der Einstieg des Senats in die Tempodrom-Stiftung hat dieses Dilemma nicht gelöst, im Gegenteil, er hat es sogar verschärft. Insofern ist der Vorschlag einer Insolvenz, wie ihn der Rechnungshof macht, zwar schmerzlich, aber vielleicht die einzige Lösung.

Mindestens aber muss ein Ende mit Schrecken gründlich geprüft werden, damit es nicht wie bei der Bankgesellschaft zu einem Schrecken ohne Ende kommt. Wie will man den Beschäftigten im öffentlichen Dienst, den Schülern in maroden Schulen oder Turnhallen sonst klar machen, dass sie zu sparen haben, wenn man das Geld anschließend wieder in Fässer ohne Boden stopft – seien es nun Milliarden wie bei der Bankgesellschaft oder Millionen wie beim Tempodrom.