teigelers urlaubsvertretung : Singe, wenn du gewinnst
„Ich bin beim Spiel, um den VfL zu unterstützen. Kommt Ihr auch ins Stadion und feuert unseren Verein an!“ (Herbert Grönemeyer)
Fußball und Popmusik gehen in Deutschland nicht zusammen. In NRW kommt verschärfend hinzu, dass etliche Vereine besonders im Ruhrgebiet eine hohe Affinität zum deutschen Schlager vorleben. In den Halbzeitpausen eines beliebigen Ruhrpott-Kreisligaspiels läuft betrüblicherweise allzu oft Olaf Henning oder Wolfgang Petry. Das geht nicht. Das tut weh. Aber es ändert sich leider wenig. Im Gegenteil, seit der Fußball-WM sind peinliche deutschsprachige Fußballsongs von Sportfreunde Stiller und Oliver Pocher hinzugekommen. Wir werden sie auf unseren Fußballplätzen und Stadien wahrscheinlich auf Jahre hören müssen.
England hat es da besser. Selbst in unterklassigen Ligen läuft im Durchschnitt bessere Musik. „Sing when you‘re winning“, ist keine hohle Robbie-Williams-Parole, sondern Realität auf der Insel – auch im Fall einer Niederlage wird übrigens mindestens so laut gesungen.
Ich erinnere mich an ein Freitagabendspiel im Prenton Park in Tranmere im Herbst 2005. Der kleine Drittligaverein auf der anderen Seite des Merseyriver steht im Schatten der benachbarten Traditionsvereine Everton und Liverpool. Aber musikalisch waren die Rovers auf Premiereship-Niveau. Vor dem Spiel lief „The Importance of Being Idle“ von Oasis und „Town called Malice“ von The Jam. Dazu gab es viel Pints und lecker Pie.
Auch haben englische Musiker kein Problem damit, sich zu ihrer Fußballleidenschaft zu bekennen. Eric Clapton ist West-Bromwich-Albion-Fan, John Peel war Ipswich-Town-Supporter. Oasis spielen nach jedem Konzert das Vereinslied von Manchester City und die neue große Band Arctic Monkeys ist angeblich lokalpatriotisch gespalten zwischen den beiden Clubs aus Sheffield, Wednesday und United.
Und bei uns? Auf der Tribüne von Borussia Dortmund sitzt zuweilen Marius Müller-Westernhagen rum, was für beide Seiten keine Schmeichelei ist. Campino von den Toten Hosen kokettiert ab und zu mit seinem Image als Fortuna-Düsseldorf-Fan. Eingefleischte Anhänger des Vereins behaupten hingegen, den „Punkrocker“ nur selten im Stadion anzutreffen. Und welchen Club juvenile Spießerbands wie Juli oder Wir sind Helden unterstützen, will man gar nicht wissen.
14.10. Bochum v. Bremen
Herbert Grönemeyer, auch so ein sich drehender WM-Barde. Oft ist er nicht beim VfL, aber am Samstag unterstützt er die Jungs von der Castroper Straße im Abstiegskampf. Die Ostkurve wird sein Lied „Bochum“ singen. Melancholisch und liebevoll wie ein englischer Fußballsong: „Du hast‘n Pulsschlag aus Stahl, man hört ihn laut in der Nacht.“
MARTIN TEIGELER