techno im tiergarten : Paraden und Palaver
Love Parade vor dem Aus? Solche und ähnliche Schlagzeilen sind ein untrügliches Zeichen, dass der Berliner Event-Sommer beginnt. Während CSD und Kulturenkarneval meist ruhig über die Bühne gehen, gibt’s beim 1. Mai und der Love Parade die üblichen Querelen. So auch in diesem Jahr, in dem das Techno-Spektakel erstmals subventionslos durchgeführt werden soll.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Zur Zeit verhandeln der Senat und die Veranstalter über die Details der diesjährigen Parade. Die Positionen sind klar: Die Veranstalter wollen Verständnis – also Geld oder geldwerte Vorteile –, um ihre angeblich schwierige wirtschaftliche Situation zu meistern. Der rot-rote Senat will nicht zahlen, aber das Medien- und Tourismus-Event in der Stadt haben.
Beide Seiten versprechen sich Vorteile davon: Die Veranstalter wollen ein Geschäft machen, und auch der Senat freut sich, wenn die vielen Love-Parade-Besucher einen Dicken Batzen Geld in die klamme Stadt bringen. Völlig unerheblich ist es dabei, ob sich coole Szenegänger oder so genannte Techno-Prolls die Kante geben – Hauptsache, das Bier fließt und die Kassen klingeln. Ob die Love Parade aber tatsächlich so viel Geld in die Stadt spült wie bislang vermutet, das wird hinter vorgehaltener Hand bereits angezweifelt.
Dennoch dürften sich die Love-Parade-Hasser in diesem Jahr zu früh freuen. Veranstalter und Senat wollen die Parade aus sehr verständlichen Gründen haben, und deshalb wird es sie – so oder so – geben. Das gilt im Übrigen so lange, wie sich das ganze Spektakel rechnet. So lange also, wie genügend konsumfreudige Besucher durch den Tiergarten taumeln. Schlimm ist das nicht: Wer die Raver nicht sehen will, bleibt einfach im Garten oder zu Hause und macht den Fernseher aus.