■ taz-intern: 9-mm-Autonome
Zwei Säcke voll Post werden täglich in der taz angeliefert, gelegentlich findet sich darunter Exotisches. Vor zwei Tagen kullerte aus einem an den Berliner Lokalteil adressierten Kuvert eine 9-Millimeter-Revolver-Patrone. „Wir haben Dich im Visier“, heißt es im Begleitschreiben, das an einen Lokalredakteur adressiert ist und offensichtlich aus Berliner Autonomenkreisen stammt. „Solltest Du nicht unseren Forderungen nachkommen, werden Deine Kniescheiben von 9 mm Parabellum-Geschossen, wie beiliegend, zertrümmert. Wir fordern den unverfälschten Abdruck beiliegender Broschüre in der tageszeitung – Lokalteil Berlin innerhalb einer 2-Wochenfrist. Klasse gegen Klasse.“
Bei der Broschüre handelt es sich um neomarxistische Texte, in denen militante Strategien gegen die Yuppisierung Kreuzbergs propagiert werden. Über diese Positionen läßt sich reden, denn die taz-Redaktion stellt sich traditionell der Diskussion mit ihren KritikerInnen, aber über solche von schlechten Mafia-Filmen inspirierten Drohungen nicht. Wir meinen, an diesem Punkt ist Schluß mit gemütlich. Wenn Einzelne der autonomen Szene Berlins glauben, mit solchen Mitteln überzeugende Propaganda für ihre Sache zu machen, können wir sie politisch nicht mehr ernst nehmen. Die Redaktion
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